: Keine „Foltershows“ mehr in Kataloniens Arenen
KATALONIEN Nach hitziger Debatte beschließt das Regionalparlament ein Verbot von Stierkämpfen
BARCELONA afp | Das Regionalparlament in Katalonien hat am Mittwoch mit den Stimmen von 68 zu 55 Abgeordneten ab 2012 ein Verbot für Stierkämpfe beschlossen. Katalonien ist damit die erste Region auf dem spanischen Festland, die mit der jahrhundertealte Tradition bricht. Tierschützer fordern schon lange ein Verbot, viele Spanier halten das Votum aber auch für eine Machtdemonstration der auf ihre Identität pochenden Region.
Das Stierkampfverbot gilt ab dem 1. Januar 2012 in dem nordostspanischen Gebiet um Barcelona. Dafür soll das katalanische Tierschutzgesetz geändert werden, das die Tötung und Misshandlung von Tieren bei Veranstaltungen verbietet, bislang aber Stiere ausdrücklich von dem Verbot ausnahm. Corridas sind bisher nur auf den Kanarischen Inseln verboten.
Der Abstimmung im Regionalparlament war eine Initiative einer internationalen Tierschutzgruppe vorausgegangen, die 180.000 Unterschriften für ein Verbot eingereicht hatte. Da der Stierkampf mit rund 40.000 Arbeitsplätzen und Milliardengewinnen aber auch ein wichtiger Wirtschaftssektor ist, gab es rings um die Abstimmung hitzige Debatten. Die Befürworter betonten zudem die kulturelle Tradition der Kämpfe, die Gegner verwiesen auf Brutalität und Missachtung der Tierrechte.
Francesc Pane von den katalanischen Grünen, die für das Verbot stimmten, bezeichnete die Stierkämpfe als „Foltershows“. Der Chef der katalanischen Regionalregierung, José Montilla, sagte hingegen, er habe das Verbot abgelehnt, weil er „an die Freiheit glaubt“. Er hätte es lieber gesehen, wenn die Tradition gewahrt geblieben wäre. Die Fraktionen der Sozialistischen Partei und der gemäßigten Nationalistenpartei CIU hatten den Fraktionszwang aufgehoben.
Die Abstimmung wurde in ganz Spanien mit Spannung erwartet. Viele Analysten sehen darin auch einen demonstrativen Schritt der Region, ihre Identität zu betonen. Konservative Medien mutmaßten, die Region wolle sich mit dem Verbot für die Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts rächen, das Kataloniens Autonomiestatut Ende Juni zwar im Grundsatz gebilligt, Teile davon aber für verfassungswidrig erklärt hatte.