: Jobverlust im Jobcenter
ARBEITSMARKT In der Region Hannover laufen über 150 befristete Arbeitsverträge aus – ausgerechnet im Jobcenter. Die verbleibenden Mitarbeiter sind aus Gewerkschaftssicht massiv überlastet
Beschäftigte im Jobcenter der Region Hannover bangen um ihren Arbeitsplatz. Mit einem offenen Brief haben sie sich daher gestern an Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gewandt. Nach vorläufigen Schätzungen werde der Vertrag von mehr als 150 befristet Beschäftigen auslaufen, ohne dass die Stellen neu besetzt werden, kritisierte Birgit Schütte von der Gewerkschaft Ver.di.
Die Belegschaft sei ohnehin stark belastet: Im Jobcenter der Region Hannover sind laut der Gewerkschaft Ver.di von 1.430 Beschäftigten 417 nur befristet eingestellt. Diese Quote von derzeit 28 Prozent solle gesenkt werden.
Der Sprecher der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA), Michael Köster, stellte die Situation anders dar und sprach gestern von „unverständlicher Panikmache“. Sechs von 142 befristet eingestellten BA-Mitarbeitern müssten Ende des Jahres gehen, alle anderen könnten weiterbeschäftigt werden. „Wir warten auf eine politische Entscheidung, in welchem Umfang wir Mitarbeiter unbefristet und befristet einstellen können“, so Köster. Der Sozialdezernent der Region Hannover, Erwin Jordan (Grüne), hatte zuvor bereits die Personalsituation im Jobcenter beklagt und sogar vor einer „Katastrophe“ gewarnt.
Die Bezieher von Hartz-IV-Leistungen werden in den Jobcentern betreut. Aus Sicht von Ver.di besteht angesichts des drohenden Arbeitsplatzverlustes und der Überlastung des Personals daher nicht zuletzt die Gefahr, dass Leistungen nicht rechtzeitig ausgezahlt werden können. Schon heute müssten einzelne Beschäftigte bis zu 400 Haushalte bei der Gewährung staatlicher Unterstützung betreuen – trotz eines Richtwerts von 150 Fällen.
Dagegen erklärte BA-Sprecher Köster, ein Sachbearbeiter im Jobcenter der Region Hannover betreue weniger Kunden als gesetzlich vorgesehen: Man stehe hier beim Betreuungsschlüssel besser da als der niedersächsische Durchschnitt. (dpa)