Schönbohm-Vorschläge : Er sagt ja nix, er meint ja nur
Träumen Sie auch davon, auf einer Südseeinsel zu leben? Verheiratet mit Keira Knightley aus „Fluch der Karibik“ oder mit Ex-James-Bond Pierce Brosnan? Das ist jetzt möglich. Benennen Sie einfach alles um, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. So wird aus Ihrer heißen Dachgeschosswohnung ein „Badestrand“, und der an Ihrer Seite gealterte Lebenspartner hört auf den Namen „Pierce“. Wer kommt nur auf so alberne Ideen, fragen Sie? Ganz einfach: Brandenburgs CDU-Innenminister Jörg Schönbohm.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Die angejahrte Allzweckwaffe der Unions-Rechten hat mal wieder ungefragt einen Vorschlag gemacht: Den RBB-Sender Radio Multikulti könne man doch in „Radio Schwarz-Rot-Gold“ umtaufen. Die Begeisterung von Zuwanderern für die Nationalfarben während der WM lege das nahe. Gestern ruderte Berlins Exinnensenator zurück und erklärte das Offensichtliche: „Das ist kein ernsthafter Vorschlag.“ Aber Herr Schönbohm: Das wissen wir doch. Er kam ja von Ihnen.
Wir erinnern uns leider an einige Ihrer Umbenennungsvorschläge: Aus „Folter“ wollten Sie vor vier Jahren „eine rechtsstaatliche Verhörmethode“ machen. „Fußfesseln für Schulschwänzer“ sollte „Pädagogik“ ersetzen. Und 1998 hätten sie gern die Buchstaben des Grundgesetzes durch „deutsche Leitkultur“ ersetzt. Nach dem erwartbaren Aufschrei verkündeten Sie stets eilig: Ich sag ja nix, ich mein ja nur. Auch diesmal sprechen Sie von einem „Denkanstoß“.
Dürfen wir Ihnen auch Denkanstöße geben? Wieso knicken ausgerechnet Sie als aufrechter Exgeneral immer als Erster ein, wenn der öffentliche Beschuss heftig wird? Machen Sie weiter! Benennen Sie Brandenburg in „No-go-Area“ um und sich in „Roland Kaiser“. Dann dürfen Sie künftig jeden, aber auch wirklich jeden Unsinn verzapfen, und niemand ist Ihnen böse. Sie wären ja der Kaiser. Aber wir meinen ja nur.