Nur einer dezentralen Stromversorgung kann Hitze nichts anhaben
: Zu warm für Atomkraft

Atomkraftwerke produzieren eine sichere Grundlast, ihr Strom ist immer verfügbar, unabhängig von äußeren Einflüssen, sie sind der Fels in der Brandung der Energiewirtschaft – was für ein absurder Mythos. In diesen Tagen zerbröselt er in der Hitze des Sommers. Die ach so allzeit bereiten Kernreaktoren müssen nun ihre Leistung drosseln, weil es in den Flüssen an Kühlwasser fehlt. Damit schwindet das letzte vermeintliche Argument, das Atomfreunde noch hatten. Wäre der Irrweg Atomkraft nicht ein so ernstes Thema, man würde in lautes Hohngelächter ausbrechen.

Denn plötzlich wird neben allen bekannten Problemen der Atomenergie ein weiterer Nachteil der Nukleartechnik für jedermann offensichtlich: Die Atomkraft baut auf zentralen Strukturen auf. Und das schafft zwangsläufig Probleme.

Ein typisches Atomkraftwerk erzeugt eine solche Menge an Abwärme, als würde man pro Stunde 200.000 Liter Heizöl verbrennen. Sinnvoll nutzbar ist diese Wärme nicht, weil sie geballt an einem Punkt entsteht; man hat folglich keine andere Wahl, als sie mit gigantischen Mengen an Wasser wegzukühlen. Nutzbar wäre diese Abwärme nur, wenn sie dezentral in vielen Kleinkraftwerken anfiele. Das aber ist mit der Technik der Atomspaltung unvereinbar.

Fairerweise sollte man nun nicht verschweigen, dass auch fossile Großkraftwerke – vor allem sind dies Kohleblöcke – eine ähnlich üppige Kühlung brauchen. Denn auch sie blasen über 60 Prozent der Energie, die in ihrem Brennstoff steckt, am Ende als Wärme in die Umwelt. Auch bei ihnen gibt es keine sinnvolle Option der Wärmenutzung. Eine vernünftige Alternative zur Atomkraft können fossile Großkraftwerke daher auch nicht sein.

Doch die fossilen Energien haben einen großen Vorteil: Sie lassen sich dezentral in Kleinkraftwerken einsetzen, in so genannten Blockheizkraftwerken. Diese sind von einer Kühlung durch Flüsse unabhängig, weil sie so geschickt dimensioniert sind, dass ihre Abwärme jeweils vor Ort nutzbar ist.

Wer Energieeffizienz ernst nimmt, propagiert diese Technik längst. Wer für Versorgungssicherheit eintritt, sollte es ab sofort auch tun.

Bernward Janzing