Die Rückkehr des Plattenmeisters

Nach mehr als drei Jahren löst er sein Versprechen ein und kehrt in die Hansestadt zurück. Am Samstagabend kommt der Zulu Nation-Gründer, „Master of Records“ und „Godfather of HipHop“ Afrika Bambaataa ins Waagenbau

Sa, 29.7., 23 Uhr, Waagenbau, Altonaer Straße

Heute wird sich das Waagenbau ganz besonders ins Zeug legen. Immerhin kommt der umtriebige Zulu-Nation-Gründer und „Master of Records“ in die ehemalige Waagenfabrik unter der Sternbrücke. Drei Jahre nach seinem letzten legendären Auftritt beehrt Afrika Bambaataa erneut die Hansestadt. Der 49-Jährige gilt – neben Grandmaster Flash und Kool DJ Herc – unbestritten als einer der drei Gründungsväter des HipHop. Und das nicht nur im musikalischen Sinne.

So ist der junge Kevin Donovan längst zum „Division Leader“ der gefürchteten Straßengang „Black Spades“ aufgestiegen, als der Tod eines guten Freundes, ein Afrika-Besuch und ein Film von Michael Caine sein Leben verändern sollten. Von nun an nennt er sich Afrika Bambaataa – wobei „Bambaataa“ in etwa mit „liebender Anführer“ übersetzt werden kann – und möchte jene, die in Gangs involviert sind, zu einem für die Community positiveren Leben bewegen. Aus diesem Grund gründet Bambaataa „The Organization“, aus der später das internationale Kollektiv „Zulu Nation“ hervorgehen sollte: ein Netzwerk politisch bewusster DJs, Rapper, B-Boys, Graffiti-Künstler und anderer an der HipHop-Kultur Beteiligter, das sich bis heute der Vermittlung aller fünf Elemente der HipHop-Kultur widmet: DJing, B-Boying, Rappen, Graffiti – und Wissen: Weisheit, Verständnis, Liebe, Respekt.

Auch musikalisch legt Bambaataa wichtige Grundsteine. Ende der 70er – inspiriert durch Kool DJ Herc und Kool DJ D – beginnt er in der Süd-Bronx große Block Parties zu organisieren, auf denen er mit seinem eigenen Soundsystem auftritt. Schnell wird er für seine umfangreiche Plattensammlung und seinen unkonventionellen Stil bekannt: Immer wieder mischt er Sprachsamples – etwa von Malcolm X – und die verschiedensten Musikstile in sein DJ-Set. Seinen Beinamen „Master of Records“ erwirbt er sich bei seinem ersten DJ-Battle an der Junior High School 123 gegen „Disco King Marco“.

1982 organisiert Bambaataa auch die erste europäische HipHop-Tour. Neben „Bam“ machten sich der Rapper und Graffiti-Künstler Rammellzee, der Zulu Nation DJ Grand Mixer DXT, die B-Boys und -Girls von der „Rock Steady Crew“ und den „Double Dutch Girls“ sowie die Graffiti-Künstler Fab 5 Freddy, Phase 2, Futura 2000 und Dondi auf den Weg über den Ozean.

Im selben Jahr beginnt Bambaataa seine Karriere als Solo-Künstler. Seine erste Single „Planet Rock“ mischt unter anderem elektronische HipHop-Beats mit „Kraftwerk“s „Transeuropa Express“, wird zum Klassiker des HipHop wie des Techno und begründet nebenbei eine neue Musikrichtung: Electro Funk.

Immerhin 31 Platten sollten folgen. Und damit es nicht langweilig wird, hat er sich wieder etwa Neues ausgedacht: Das erste Buch erscheint bald.ROBERT MATTHIES