KUNSTRUNDGANG: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Selten habe ich in fünf Minuten eine so präzise Einführung in eine aktuelle Galerieausstellung bekommen. Also: kein Strafzettel für Falschparken und doch Muse kurz über Zhang Huis „Der Tag“ zu meditieren. Zhang Hui ist eine Neuentdeckung von Alexander Ochs. Dessen Sommerausstellung „Chinese“ versammelt arrivierte Stars wie Yang Shaobin oder Fang Lijun und dazu die jüngste KünstlerInnengeneration, die wie Ce Jian in Europa aufgewachsen ist, oder wie im Fall von Lu Song und Zhang Hui in London oder Berlin studiert haben. Ihr Zugriff auf malerische Traditionen in Ost und West ist bestechend unbeschwert. Ce Jians Malerei besticht durch intensive Farbigkeit, die trotzdem pastellhell auf die Leinwand gesetzt ist und fast grafisch wirkt. Zhang Hui zeigt Leinwände mit einem abstrakten All over, doch zuletzt hat er sich einer realistischen Darstellung angenähert. „Der Tag“ schaut aus der Vogelperspektive auf ein städtisches Dachmuster, das dadurch doch wieder zum abstrakten Pattern wird.

„Zurückgelassen“ heißt die Schau der 1983 geborenen Fotografin Friederike Brandenburg in der Reihe „Talents“ bei c/o Berlin. Präzise halten ihre bemerkenswerten Farbfotografien genau das fest: Zurückgelassene Fahrzeuge und Maschinen inmitten einer scheinbar unberührten Natur. Hellblau schimmert da ein Autodach zwischen Farnen, grasgrün sitzt ein Container neben den Holzgestellen für Trockenfisch. Die Natur ist hier keineswegs ein verletztes Opfer. Sie ist intakt und vital; sie hat sich - und das macht die Bilder so großartig und surreal - die Gegenstände oft schon so gut einverleibt, dass man sich wundert, wie Brandenburg sie überhaupt entdecken konnte. Aber nachdem sie einmal auf ihre Thema gestoßen war, berichtet sie im lesenswerten Katalog, „war ich wie ein Magnet, der einsame Metallgegenstände anzog“.

■ Chinese; bis 28. August, Di.–Fr 10–18, Sa. 11–18 Uhr, Alexander Ochs Galleries, Sophienstr. 21 ■ Friederike Brandenburg; bis 28. September, tägl. 11–20 Uhr, c/o Berlin, Oranienburger Str. 35/36, Katalog (Deutscher Kunstverlag) 19,80 Euro