Thomas Bauer : Der Herr der Bienen
Die Sprache der Insekten beherrscht er fast perfekt; was Wunder auch, betreut er doch als Hobby-Imker wenigstens zehn Bienenvölker. Auch mit den vielen Insekten, die im Boden wohnen, fühlt sich der Forscher verbunden: Bodenökologie und die Morphologie der Insekten ergründet Thomas Bauer, designierter neuer Rektor der Kieler Universität. Mit Akribie und Passion widmet er sich den Kleinstlebewesen und ihren Ausdrucksformen. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass er, auf seine literarischen Präferenzen befragt, den Sprach-Spieler und Wortsammler Arno Schmidt nennt.
Freundlich und ausgeglichen wirkt der 1943 in Hamburg geborene Forscher, der zu Beginn seiner Laufbahn eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte, sich in Regensburg in Zoologie habilitierte und seit 2005 Prorektor der Kieler Universität ist. Jahrelang hat er zudem im Beirat des schleswig-holsteinischen Naturschutzbeauftragten gesessen.
Doch auch hochschulpolitisch spricht er mit klarer Stimme: Die Eigenständigkeit seiner Universität fordert er mit Vehemenz ein und wird nicht müde, den geplanten schleswig-holsteinischen Universitätsrat zu bekämpfen. „Die Hochschulen können über ihre Belange selbst entscheiden und sollten das auch tun“, sagt Bauer. „Sie brauchen keinen Vormund.“ Und schon gar kein Gremium, das auch den Rektoraten massiv Kompetenzen nimmt.
Auch die externe Bewertung dessen, was für die Universität richtig ist, schätzt er nicht: „Es gibt keine wertvollen oder weniger wertvollen Fächer“, betont er und will doch nicht ausschließen, dass man in Kiel künftig stärker auf Schwerpunktbereiche setzen könnte.
Welche er meint, verrät er vorerst nicht, und das ist vermutlich weise. „Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung“ hat ihm ein Kollege bei seiner Wahl gewünscht – insbesondere im Kampf gegen politische Fesseln, den er noch längst nicht verloren wähnt. Amtsantritt ist der 1. September. PETRA SCHELLEN