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Archiv-Artikel

Strom für die Welt

Wissenschaftler der TU Clausthal haben ein mobiles Kraftwerk entwickelt. Sie wollen den „Strom da produzieren, wo er gebraucht wird“. Mögliche Kunden wären Entwicklungshilfeorganisationen

von Reimar Paul

Wissenschaftler aus dem Harz haben ein standortunabhängiges Kleinkraftwerk zur Stromerzeugung entwickelt. Die mobile Anlage kann in einem Container auch an schwer zugängliche Orte geliefert werden, sagen die Forscher vom Institut für Elektrische Energietechnik der Technischen Universität (TU) Clausthal. „Die Komponenten sind fertig installiert, und sogar Laien können sie errichten und in Betrieb nehmen.“

Ein Prototyp des Kraftwerks wurde kürzlich von der TU sowie von der an der Hochschule ansässigen und von ehemaligen Clausthaler Studenten gegründeten Firma „Inensus GmbH“ gebaut. Zwei Milliarden Menschen auf der Welt hätten keinen Zugang zu Elektrizität, erklären die Wissenschaftler den Beweggrund für ihr Vorhaben. In vielen Teilen der Erde sei die Stromversorgung nicht zuverlässig oder von sehr schlechter Qualität. In diesen Gebieten ließen sich oft keine Stromnetze aufbauen, die von wenigen großen Kraftwerken gespeist würden: „Die Lösung ist, den Strom da zu produzieren, wo er gebraucht wird.“

Das mobile Kleinkraftwerk besteht aus einem Windrad, das in 22 Metern Höhe einen Generator antreibt, sowie aus einem Container mitsamt Batterie und Wechselrichter. Das System kann bei Bedarf noch durch eine Photovoltaik-Anlage und einen Dieselgenerator erweitert werden. „Ein Kleinkraftwerk mit diesen Komponenten erlaubt es, überall zuverlässig Strom zu produzieren“, sagt Holger Peters, Technischer Entwickler der Inensus GmbH.

Den Aufbau und die Nutzung der Anlage bezeichnet Peters als „sehr einfach“. „Nachdem man den Container abgeladen und gesichert und zu zweit das Windrad errichtet hat, kann man außen am Container den Stecker in die Dose stecken.“ Der Strom werde gebrauchsfertig produziert, das Kraftwerk sei bereits fertig verkabelt.

Als Einsatzgebiete des Kleinkraftwerks kann sich Inensus-Geschäftsführer Nico Peterschmidt Katastrophengebiete oder schwer zugängliche Regionen überall auf dem Erdball vorstellen. „Als Kunden kommen Organisationen in Frage, die überall und schnell Strom benötigen“, sagt er. Das seien zum Beispiel Entwicklungshilfeorganisationen, die Lebensmittel oder Medikamente kühlen oder Wasser reinigen müssten.

In Gegenden mit funktionierendem Stromnetz sind die mobilen Anlagen nicht konkurrenzfähig: Eine dauerhafte Stromversorgung können sie nur garantieren, wenn sie bei Flaute mit einem Dieselgenerator betrieben werden. Wegen der hohen Kraftstoffkosten wird der erzeugte Strom im Durchschnitt erheblich teuer als in Deutschland üblich. Für abgelegene Dörfer in Afrika dagegen, die ihren Strom bisher ausschließlich über Dieselgeneratoren erzeugen, könnte das mobile Windrad erhebliche Einsparungen bringen.

Um das kleine Kraftwerk auf den Markt bringen zu können, suchen die Clausthaler Wissenschaftler nun Partner. Die Inensus GmbH hat mit dem Hersteller der mechanischen Komponenten des Containersystems, der Leipziger Firma „Terawatt“, bereits einen Kooperationsvertrag geschlossen. Er sieht vor, dass beide Firmen zusammen das Kleinkraftwerk anbieten.