Gift in indischer Coke und Pepsi

Wissenschaftler finden zu viele Pestizide in der Brause. Parlamentarier fordern Verbot

BERLIN taz ■ Indische Parlamentsabgeordnete fordern ein nationales Verbot von Coca-Cola und Pepsi Cola. Sie reagierten gestern damit auf eine am Mittwoch vorgelegte Studie des renommierten regierungsunabhängigen Zentrums für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Delhi. Das warf den Getränkegiganten vor, dass ihre in Indien abgefüllten Softdrinks wegen hoher Pestizidrückstände gesundheitsgefährdend seien.

„Diese Firmen spielen mit dem Leben von Millionen, und wir können solche Warnungen nicht mehr ignorieren“, sagte der Unterhausabgeordnete Vijay Kumar Malhotra von der hindunationalistischen Oppositionspartei BJP. „Jetzt ist die Zeit, Pepsi und Coke zu verbieten.“

Die Konzerne wiesen die Vorwürfe zurück. Die in Indien abgefüllten Getränke würden internationalen Normen und nationalen Vorschriften entsprechen und weniger Pestizide enthalten als indische Milch.

Die Umweltorganisation CSE hatte 57 Proben von 11 Getränkesorten aus 25 verschiedenen Abfüllanlagen in 12 indischen Bundesstaaten untersuchen lassen. Dabei seien in allen Proben zwischen drei und fünf verschiedene Pestizide nachgewiesen worden. Die Dosen liegen im Schnitt um das 24-Fache über den im Oktober 2005 festgelegten Grenzwerten. Deren Einhaltung ist bisher noch nicht vorgeschrieben, wovor die Regierung noch zurückschreckt.

CSE hofft dies jetzt mittels der neuen Studie durchzusetzen. So enthielt eine in Kalkutta gekaufte Coca-Cola das krebserregende Lindan in einer 140-fach höheren Dosis als der Grenzwert. Eine Coca-Cola aus Thane bei Bombay überstieg den für das Nervengift Chlorpyrifos zulässigen Wert gar um das 200-Fache. CSE veröffentlichte bereits vor drei Jahren eine Studie, die zu einem ähnlich alarmierenden Ergebnis kam. Auch damals wiesen die Getränkekonzerne die Untersuchung zurück, deren Ergebnisse später aber ein Parlamentsausschuss bestätigte. Deshalb wurden im vergangenen Oktober auch erstmals Grenzwerte festgelegt. Zudem stellten die Restaurants des Parlaments sowie auf Anordnung des Verteidigungsministeriums auch sämtliche Clubs der Streitkräfte den Verkauf von Pepsi und Coke ein. Die beiden Firmen beherrschen 90 Prozent des indischen Marktes für kohlesäurehaltige Erfrischungsgetränke.

Coca-Cola wird zudem in fünf indischen Bundesstaaten vorgeworfen, mit seinen Abfüllanlagen zu Wasserknappheit, Grundwasser- und Bodenverschmutzung beizutragen. Vor einem Jahr wurde deshalb in Kerala eine Fabrik von den Behörden geschlossen. SVEN HANSEN

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