: „Zahl der Bewerber sinkt“
DER ELEKTRONIKER Die Firma „Kora“ sucht noch einen Azubi. Das Problem: Die Bewerber zeigten im persönlichen Gespräch oft deutliche Defizite
„Die reinste Katastrophe“ – so beschreibt Rainer Halte die derzeitige Suche nach Azubis. Der Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer der Firma Kora Kommunikations- und Elektrotechnik spricht von zu wenig Bewerbern, und die wären oft nicht gut genug.
Seit 1990 bildet die auf Systeme zur Brandmeldung und Videoüberwachung spezialisierte Kommunikationsfirma Nachwuchs aus. Pro Jahr einen Azubi. „Noch vor fünf Jahren hatten wir bis zu 150 Bewerber auf eine Stelle“, sagt Halte. „Mittlerweile sind es nur noch 25.“ Das sei zu wenig Auswahl. „Die schriftlichen Unterlagen sind meist in Ordnung“, sagt er. 5 bis 7 junge Leute werden nach dem Sichten der Bewerbungen zum persönlichen Gespräch eingeladen. „Damit möchten wir herausfinden, ob die Leute wirklich den Willen haben, den Job zu übernehmen.“ Viele junge Leute hätten eine falsche Vorstellung der Arbeit. „Die denken, sie sollen hier etwas an Computern herumschrauben.“ Dass bei Installation und Instandhaltung von Gefahrenmeldeanlagen auch schwere Arbeiten wie der Aufbau von Kabelnetzen zu verrichten sind, würden viele nicht bedenken.
Der Respekt fehlt
Beim Vorstellungsgespräch fallen daher auch die meisten Defizite auf. Auf Fragen gibt es Wortfetzen; das Talent, sich zu artikulieren, fehlt. Auch den Respekt vor einer solchen Gesprächssituation vermisst der Geschäftsführer oft. So kam ein Kandidat mit einer halben Stunde Verspätung zum Termin, packte seine Trinkflasche aus und setzte sich, ohne dazu aufgefordert zu werden. „Da fragen wir uns natürlich, wie sich der Bewerber später im Kundengespräch verhält“, sagt er. Auch die Kleidung sei manchmal ein Problem. Er plädiert dafür, solche Situationen schon in der Schule zu trainieren. „Die jungen Leute sind auf diese Gespräche kaum vorbereitet, sie schätzen demzufolge auch die Bedeutung falsch ein.“
In diesem Jahr habe man noch keinen Azubi gefunden. „Ein paar Bewerber kommen noch“, so Halte. „Wir müssen nun mehrere Bewerberrunden durchführen, was ein enormer Mehraufwand ist.“ FLORIAN THALMANN