„Lieber tanzen als sitzen“

AUFRUF Tanz auf dem Marktplatz gegen Gewalt gegen Frauen nach weltweitem Vorbild

■ 46, Kulturwissenschaftlerin und Tanzpädagogin, organisiert in Bremen den „One Billion Rising“-Tag.

taz: Frau Lorna, warum sollte ich heute mittanzen?

Edda Lorna: Weil wir uns gemeinsam die Gewalt bewusst machen können. Die betrifft jeden und jede. Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von Gewalt, deshalb soll sich diese eine Milliarde Frauen auf der Welt symbolisch erheben.

Aber Männer werden ebenfalls Opfer von Gewalt. In Deutschland richten sich mehr Gewaltdelikte gegen Männer als gegen Frauen.

Die Anzahl traumatisierter Frauen ist weltweit definitiv größer.

Meinen Sie vielleicht von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen?

Ja. Und dann darf man nicht vergessen, dass wir in einem Patriarchat leben, das Frauen und Mädchen benachteiligt. Ich war gestern in einer Schule. Dort fielen den Mädchen sofort tausend Situationen ein, in denen sie benachteiligt wurden. Eine Schülerin erzählte, wie ihr Mathelehrer ihr sagte, sie könne kein Mathe, weil sie ein Mädchen sei. Sie hat mittlerweile Mathe als Leistungskurs. Frauen werden außerdem schneller abgewertet.

Zweifellos. Zeitgleich findet im Rathaus das Schaffermahl statt – beziehen Sie das in die Veranstaltung mit ein?

Ja, hier werden Frauen diskriminiert, weil sie von der Teilnahme ausgeschlossen sind. Und wenn es dann heißt „ach, die Männer wollen halt mal unter sich bleiben“, dann muss man dazu sagen, dass es keine private Veranstaltung ist, sondern eine große gesellschaftliche Bedeutung hat. Dort werden geschäftliche Kontakte geschmiedet und Netzwerke geknüpft.

Aber würden Sie daran teilnehmen wollen?

Für mich persönlich wäre es nichts, fünf Stunden nur auf dem Stuhl zu sitzen und zu essen. Schon verrückt, dass direkt davor draußen auf dem Marktplatz 1.000 und vielleicht ja sogar 3.000 Menschen tanzen und im Leben sein werden. INTERVIEW: EIB

„Onebillionrisingforjustice“: Marktplatz, 16 Uhr