Wasser am Ende des Tunnels

Mit mehrwöchiger Verzögerung wurde gestern das umgebaute Stadionbad eröffnet. Doch zum Meckern gibt es keinen Grund: Die Rutsche ist steil und das Wasser im Naturpool zum Trinken schön

von Eiken Bruhn
und Armin Simon

Nasskalt ist es, die Ferien sind zur Hälfte rum und vom Boden des Nichtschwimmerbeckens lösen sich Dreckpartikel, die in der Eile nicht mehr pünktlich zur Eröffnungsfeier entfernt werden konnten. Egal. Es gibt nichts zu meckern. Erstens, weil das Stadionbad seit gestern endlich wieder auf hat. Zweitens, weil der technische Leiter der Bremer Bäder versichert, dass der Schmutz noch wegkomme und außerdem niemand schade. Und drittens, weil es wohl keine zweite Badeanstalt in Deutschland gibt, bei deren Umbau so viele Leute mitgeredet haben. Jeder, der wollte, durfte sagen, wie das neue Bad sein sollte: die BürgerInnen im Stadtteil, darunter viele Kinder und Jugendliche, die Schwimmvereine, der Leiter des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt, die Bädergesellschaft und das Sportressort.

Einige Wünsche wurden erfüllt. So bekamen die Schwimmvereine ihr gechlortes Schwimmerbecken und Ortsamtsleiter Robert Bücking seinen Pool ohne Chemikalienzusätze, der im Laufe des Bürgerbeteiligungsverfahrens einige Anhänger hinzu gewonnen hatte. Und auch diejenigen, die im Freibad Mutproben bestehen und überschüssige Energien loswerden müssen, haben dank der Turbo-Rutsche jetzt genug zu tun. 46 Stufen winden sich um den elf Meter hohen Turm, oben ein letztes Warnschild: Füße und Hände nicht an die Seitenwände drücken. „Das ist nicht so schlimm wie es aussieht“, versichert ein Mädchen. Dann springt die Ampel auf grün, ihre Hände lösen sich von der Haltestange und ein gellender Schrei hallt aus der Röhre nach oben, gefolgt von einem dumpfen Schlag – vom aufspritzenden Wasser, das beim Eintauchen gegen die Plexiglasscheibe klatscht. Wieder springt die Ampel auf grün. Luftholen, loslassen: Der Körper saust nach unten, der Magen zieht nach oben. So ähnlich muss es im Fallturm sein.

„Ist das nicht gefährlich?“, fragt eine Frau und sorgt sich darum, dass die Bademeister ja keine ruhige Minute haben könnten mit dem Ding auf der Anlage. Constantin Bivolaru, Auszubildender bei den Bremer Bädern winkt ab. „Nee, die würde hier ja gar nicht stehen, wenn das ein Problem wäre“, beruhigt er sie. Bivolaru hat auch schon das Wasser getestet, vor dem Anbaden, er musste Steine aus dem Becken holen, die Rabauken dort hinein geworfen hatten. „Das Naturbecken ist angenehmer“, sagt er. Der taz-Test bestätigt den Eindruck: Während sich die Haut nach dem Sprung ins Chlorbecken trocken anfühlt und man sich nach einer Dusche sehnt, hinterlässt das Wasser im Naturbecken auch auf der Zunge keinen unangenehmen „Nachgeschmack“. Weich ist es und schmeckt eher wie Leitungswasser als nach brackiger Weser, wo es herkommt. Trinkqualität habe das Wasser, weil es in einem mineralischen Filter gereinigt wird und „gute Bakterien“ die „schlechten Bakterien“ erledigen, erklärt Azubi Bivolaru.