: Anschlagsoffensive gegen irakische Polizisten
GEWALTWELLE Bei der Explosion von 14 Autobomben in zehn Städten sterben über 50 Menschen
BAGDAD/BERLIN afp/taz | Knapp eine Woche nach dem Abzug der letzten US-Kampfbrigade aus dem Irak haben Aufständische eine Anschlagsserie verübt und 56 Menschen getötet. Bei den offenbar koordinierten Anschlägen in zehn Städten starben nach Angaben von Polizei und Rettungskräften am Mittwoch vor allem Polizisten. Rund 250 Menschen wurden verletzt.
Die beiden schwersten Anschläge ereigneten sich demnach in Bagdad und in Kut, etwa 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt. Das blutigste Attentat traf Kut, wo laut Polizei durch die Explosion einer Autobombe 15 Polizisten und fünf Zivilisten getötet sowie 90 weitere Menschen verletzt wurden. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe einer Behörde, die Pässe und Personalausweise ausstellt.
Politische Ungewissheit
In Bagdad explodierte am Morgen eine Autobombe in der Nähe einer Polizeiwache. Dabei wurden mindestens 15 Menschen getötet und fast 60 weitere verletzt, wie das Innenministerium mitteilte. Bei den Opfern handelte es sich um Polizisten und Zivilisten. Mehrere Gebäude im nördlichen Stadtteil El Kahira seien durch den Anschlag schwer beschädigt worden.
Unter den Opfern waren laut Augenzeugen auch Kinder. „Um acht Uhr morgens hat mein Haus gebebt, und Fensterscheiben sind zersprungen“, sagte Um Ahmed, eine Bewohnerin des Bezirks El Kahira. „Zum Glück ist im Haus niemand verletzt worden, aber drei Kinder eines Nachbarn sind tot.“
Weitere Autobomben explodierten unter anderem in Mossul und in der erdölreichen Stadt Kirkuk, mehrere hundert Kilometer nördlich von Bagdad, in Basra im Süden des Landes und in einem Vorort der den Schiiten heiligen Stadt Kerbela. Auch in der Stadt Dudschail nahe Bagdad und in Mukdadija in der zentralirakischen Unruheprovinz Dijala wurden durch die Explosion von Autobomben mehrere Menschen getötet. Insgesamt explodierten in wenigen Stunden landesweit 14 Autobomben in zehn Städten.
Wie so oft galten die Anschläge vor allem Polizisten und Behörden des Landes. Seit 2003 wurden durch die Gewalt fast 10.000 Polizisten und Militärs getötet. Die koordinierte Aktion sollte vermutlich das Vertrauen in die Sicherheitskräfte und politischen Institutionen des Landes untergraben. Sie erfolgten zu einem Zeitpunkt politischer Ungewissheit, da sich die Parteien nach den Parlamentswahlen vom 7. März noch nicht auf eine Regierungskoalition einigen konnten.