piwik no script img

Archiv-Artikel

Wie Politik Unternehmen stützt

CDU-Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek wirbt dafür, Anzeigen in der Financial Times Deutschland zu schalten – damit Bremen dort groß rauskommt. Linkspartei findet diese Amtshilfe „sehr merkwürdig“

von Armin Simon

Es geht um Nachrichten, besser: um „viele gute Nachrichten“. Über Bremen. Bundesweit sollen sie gestreut werden, wie schon häufiger, und zwar auf lachsrosa Papier: in einer Verlagssonderbeilage der Financial Times Deutschland (FTD). „Eine gute Möglichkeit, auf den Wirtschaftsstandort Bremen und die Kompetenz der hier ansässigen Unternehmen aufmerksam zu machen“, findet CDU-Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek. Weswegen er das Projekt nachdrücklich „begrüßt“. So steht es in einem Schreiben mit Wappen des „Senators für Wirtschaft und Häfen“, das unlängst großen Bremer Firmen auf den Tisch flatterte. Abgeschickt hatte es – die Anzeigenabteilung der FTD.

Die „guten Nachrichten“ nämlich, die Kastendiek „als Beitrag zum überörtlichen Standortmarketing“ verbreiten lassen will, kosten gutes Geld. Das soll in diesem Fall von Bremer Unternehmen kommen, die die Bremen-Beilage der FTD mit ihren Anzeigen schmücken. 8.350 Euro kostet eine viertel Seite in Farbe, zuzüglich Mehrwertsteuer. „Umfang und Attraktivität derartiger Publikationen hängen naturgemäß wesentlich vom Anzeigenvolumen ab“, klärt der Wirtschaftssenator die Unternehmen auf: „Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie mit einer Anzeigenschaltung zum Erfolg dieser Veröffentlichung beitragen.“ Das heißt: zum Umfang.

Bei der FTD ist man sich des verkaufsfördernden Effekts des amtlichen Briefkopfs durchaus bewusst. „Wir versuchen immer, zumindest ein Empfehlungsschreiben zu erhalten, dass wir dann mitsenden“, teilt die Anzeigenabteilung auf Nachfrage mit, „Damit man sagen kann: Das hat ’nen offiziellen Anklang.“ Der Bremer Linkspartei.PDS dagegen stößt diese Form der Amtshilfe übel auf. Das Wirtschaftsressort, argumentiert Landessprecher Michael Lassowsky, vergebe auch Fördermittel und Subventionen. Da liege der Verdacht nahe, dass Unternehmen, die dem persönlichen Anliegen des Senators Folge leisteten, für ihre Anzeigen irgendwann in den Genuss „anderer Vorteile“ aus dem Hause des Wirtschaftsressorts gelangten. Außerdem bestehe angesichts des bevorstehenden Wahlkampfes in Bremen der „latente Verdacht“, dass die CDU sich mit der FTD „einen guten Sponsor ins Haus holen“ wolle.

Das Wirtschaftsressort wies die Anschuldigungen weit von sich. Es sei „abwegig“ zu glauben, dass man sich durch Anzeigenschaltungen in der FTD-Beilage, für die Kastendiek wirbt, „irgendwo Vorteile verschaffen könnte“, so Sprecher Michael Ihly. Der Senator, betonte er, „wirbt nicht aktiv für Anzeigen“, sondern habe der FTD lediglich ein „Unterstützungsschreiben“ zur Verfügung gestellt. Kastendiek, zugleich Kultursenator, sei „vom Anzeigenverkäufer meilenweit entfernt“.

Mit initiiert wurde die Beilage des FTD von der Bremer Investitionsgesellschaft (big) des Wirtschaftssenators, die aller Voraussicht nach selbst mit einer Anzeige vertreten sein wird. Auf die Texte, versichert die FTD, habe dies jedoch keinen Einfluss, die Redaktion nehme nur Informationen entgegen. Berichtet werden soll etwa über „Kultur“, die „trotz Sparzwängen in Bremen einen einen hohen Stellenwert genießt“. Außerdem will man „zeigen, was die Gewerbeflächen zu bieten haben“. Und natürlich, „wie die Politik hier unternehmerisches Handeln stützt“.