: Israel zieht Truppen aus Südlibanon ab
Beide Seiten halten sich weitgehend an Waffenstillstand. See- und Luftblockade wird aber nicht aufgehoben
JERUSALEM/BEIRUT afp/rtr ■ Nach knapp fünf Wochen Krieg schweigen im Libanon die Waffen. Pünktlich um 07.00 Uhr MESZ stellten Israel und die Hisbollah-Miliz gestern das Feuer ein und hielten sich weitgehend an den Waffenstillstand, der von der UNO vermittelt worden war. Die israelische Armee begann mit dem Rückzug aus dem Südlibanon. Bis auf drei Zwischenfälle, bei denen die israelische Armee im Südlibanon sechs Hisbollah-Kämpfer tötete, blieb die Lage zunächst ruhig. Der erste ereignete sich nach israelischen Angaben bei der Ortschaft Hadatha, als sich Hisbollah-Kämpfer „in bedrohlicher Weise“ ihrem Posten näherten. Unmittelbar nach dem Ende der Kämpfe machten sich tausende jubelnde libanesische Flüchtlinge auf den Weg in ihre Heimatorte.
Die Zahl der abgezogenen Soldaten war zunächst noch begrenzt, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte. Die Armee erklärte, sie respektiere die Vereinbarung, werde aber sich selbst und die Bürger Israels weiter verteidigen. Auch wolle sie die Luft- und Seeblockade aufrecht erhalten, bis es einen Kontrollmechanismus gegen illegale Waffenlieferungen gebe, hieß es aus Militärkreisen. Die Bewohner im Norden Israels forderte die Armee auf, vorerst alle Sicherheitsvorkehrungen beizubehalten.
Nach der Waffenruhe und dem schrittweisen Abzug Israels sieht die UN-Resolution 1701 vor, dass ausländische Einheiten unter UN-Befehl und libanesische Truppen die Kontrolle über Südlibanon übernehmen.
Der italienische Außenminister Massimo d’Alema traf in Beirut zu Gesprächen über einen Gefangenenaustausch ein. Nach libanesischen Angaben wollte er mit dem Parlamentspräsidenten Berri, seinem libanesischen Kollegen Fausi Salluch und Ministerpräsident Fuad Siniora zusammentreffen. Berri hat enge Kontakte zur Hisbollah, die am 12. Juli zwei israelische Soldaten in ihre Gewalt gebracht hatte. Die Hisbollah hatte sich zum Austausch der beiden gegen libanesische Gefangene bereit erklärt.
In den letzten Stunden vor der Waffenruhe verstärkten beide Seiten ihre Angriffe. Dabei kamen allein in Beiruter Vororten 15 Menschen ums Leben. In Baalbeck starben fünf Soldaten und zwei Zivilisten durch eine Rakete.