„Landnahme“ in Afrika auch durch deutsche Firmen

ENERGIE Bayerische Unternehmen pachten große Ländereien für die Produktion von Agrokraftstoff

BERLIN taz | Deutsche Unternehmen sichern sich in Afrika riesige Ländereien für den umstrittenen Anbau von Agrospritpflanzen. Die bayerische Acazis AG (früher: Flora Eco-Power) habe in Äthiopien 56.000 Hektar für die Produktion nachwachsender Rohstoffe gepachtet, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie des internationalen Umweltverbands Friends of the Earth. Zudem habe das Unternehmen Konzessionen für weitere 200.000 Hektar erworben.

Auch die auf Öl aus der Pflanze Jatropha spezialisierte Elaion AG aus Ebersberg bei München habe in Mosambik 1.000 Hektar langfristig gepachtet. Beide Unternehmen bestätigen die Angaben auf ihren Internetseiten. Insgesamt geht es um eine Fläche von der Größe des Saarlandes.

Kleinbauern verdrängt

Kritiker bezeichnen Geschäfte, bei denen traditionell von Einheimischen bewirtschaftetes Land in armen Staaten an Investoren aus reicheren Regionen geht, als „Landnahme“ (englisch: landgrabbing). Kleinbauern würden von ihrer Scholle verdrängt. „Ihr Menschenrecht auf Nahrung ist bedroht“, heißt es im Bericht. Auch die Umwelt leide, denn die „große Nachfrage nach Anbaufläche hat dazu geführt, dass Wälderfür Agrotreibstoffplantagen abgeholzt werden“.

In Äthiopien etwa habe Flora Eco-Power im Jahr 2007 begonnen, Anbauflächen für Ölpflanzen in einem Schutzgebiet für Elefanten zu roden. Fast das komplette Anbaugebiet liege innerhalb des Elefantenreservats und ihrer Futterplätze. Drei Tage nach Beginn der Rodung seien die äthiopischen Behörden eingeschritten. Schließlich habe die Firma zugesagt, nicht weiter in das Schutzgebiet vorzudringen.

Andreas Burger, kaufmännischer Leiter von Acazis, sagte der taz: „Wir hatten mit der Rodung angefangen, weil wir eine Genehmigung der Provinz Oromia hatten, die sich aber nicht mit der Staatsregierung abgesprochen hatte. Nachdem wir davon erfahren haben, haben wir unsere Aktion in diesem Gebiet eingestellt“. Auf ihrer Website betont die Acazis AG, dass die von ihr angebaute Castorpflanze „nicht mit den Interessen von Pflanzungen im Nahrungsmittelbereich“ kollidiere. Die Pflanze sei nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Sie müsse auch nicht aufwändig bewässert werden und entziehe der Bevölkerung daher kein Wasser. Indirekt räumt die Firma aber ein, dass auf dem Boden auch Nahrungsmittel produziert werden könnten: Nach dem Anbau von Castorpflanzen sei der Boden für die Bevölkerung „mit allen anderen Gewächsen bepflanzbar“. JOST MAURIN