Rote Karte fürs Rotlichtmilieu

Senator Freytag will St. Georg zu Wohnstandort für Familien und Studierende entwickeln, dafür „unerfreuliche Menschen“ zurückdrängen, die mit Drogenszene und Straßenstrich einhergingen

Von Marco Carini

Das offizielle Ziel heißt: Steigerung der Lebensqualität in St. Georg. Mit der Aufnahme des Stadtteils in Bahnhofsnähe zwischen Lange Reihe und Adenauerallee in das Programm aktive Stadtteilentwicklung will der Senat das Quartier zu einem „Wohnstandort mit Zukunft“ weiterentwickeln, in dem vermehrt Familien mit Kindern eine neue Heimat finden.

Der aus Sicht der Stadt erwünschte Nebeneffekt des gestern beschlossenen Maßnahmenpakets aber soll die Zurückdrängung der Straßenprostitution und der Drogenszene rund um Hansaplatz und Steindamm sein. Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) sprach in diesem Zusammenhang gestern von „unerfreulichen Menschen“, die „wir dort nicht mehr haben wollen“. Durch eine Aufwertung des Stadtteils bestehe die „ernsthafte Chance, das Rotlichtmilieu weiter zurückzudrängen“.

Die Ziele sind hoch gesteckt, die Mittel die der Senat einsetzt, aber eher spärlich. Gerade mal 900.000 Euro sollen in den kommenden zwei Jahren in die Entwicklung des Stadtteils fließen. Mit Hilfe eines Quartiersentwicklers sollen der Einzelhandel gestärkt, Parks und Plätze belebt und das Wohnumfeld so verbessert werden, dass Familien und Studenten angelockt werden. So sollen etwa Märkte auf dem Hansaplatz stattfinden und der Lohmühlenpark bis hin zum Berliner Tor verlängert werden.

In dem Entwicklungsquartier leben derzeit rund 8.300 Menschen – vorwiegend Singles und nur in jedem zehnten Haushalt leben auch Kinder. „Dort wo wir Familien mit Kindern etablieren wollen, haben Bordelle keine Zukunft mehr“, gibt Michael Marthe aus der Stadtplanungsabteilung des Bezirks Mitte die Richtung vor. Dabei betont Senator Michael Freytag, die geplante Verdrängung von Dealern und Dirnen könne seine Behörde „natürlich nicht alleine“ leisten.

Doch Senatskollege Udo Nagel (parteilos) steht bereits in den Startlöchern. Ausgerechnet in einem Interview mit der Bild-Zeitung zur Terrorprävention kündigte der Innensenator jetzt an, er wolle auch den Hansaplatz – laut Polizeierhebungen nach der Reeperbahn Hamburgs Kriminalitätsschwerpunkt Nummer zwei – in Zukunft „wahrscheinlich“ mit Video-Kameras überwachen.