LESERINNENBRIEFE
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Verbesserung statt Kompromissen

■ betr.: „Achtung, Chlorhuhn!“, taz vom 25. 2. 14

Das Beispiel mit den hinteren Autoblinkern ist ausgesprochen unglücklich. Warum sind blinkende Warnsignale mit wenigen Ausnahmen orangefarben und nicht rot? Das ist ohne Diskussion eine Frage der Erkennbarkeit und damit der Sicherheit, das gilt ganz besonders für Autoblinker, an einem Stauende entscheidet die Erkennbarkeit über Unfälle. Gerade in diesem Fall zeigt sich wieder, dass es häufig um Kompromisse und nicht um Verbesserung geht. Denn dann müsste man den USA-Vertretern nahelegen, dass sie im eigenen Land etwas ändern sollten. Und auch in der EU könnte man viel voneinander lernen. Es gibt immer noch viele länderspezifische Regelungen, von denen manche begründbar besser sind als andere, aber es wird nichts getan, um das Bessere EU-weit einzuführen. Ursache ist wahrscheinlich Trägheit, denn manches kostet kaum Geld, aber Engagement. HANS-J. HECKEMANN, Dresden

Der Vermehrungsdrang

■ betr.: „Matussek – ein Fehler der Natur?“, taz vom 25. 2. 14

Der Artikel ist wirklich amüsant, geht aber in zwei Punkten an den Problemen vorbei. Erstens, dass Liebesbeziehungen ohne Kinder bleiben, ist weniger ein Problem der homosexuellen Minderheit als der heterosexuellen Mehrheit. Die Mehrheit verweigert sich zum Glück, angesichts einer auf über sieben Milliarden angewachsenen Menschheit, zunehmend dem angeblichen göttlichen Auftrag : „Seid fruchtbar und mehret euch“. Wenn der wackere Herr Matussek ein Problem mit Kinderlosigkeit hat, dann sollte er sich diesem Problem widmen. Dann würde er vielleicht realisieren, dass es ein Zeichen von Intelligenz ist, die Vermehrung nicht erst einzustellen, wenn es nur noch Stehplätze auf der Erde gibt. Homosexuelle haben sich am katastrophalen Vermehrungsdrang der Menschheit nie beteiligt. Der ist ein Fehler der Natur. Zweitens, man kann aus der Tatsache, dass es ein Verhalten irgendeiner Art gibt, nicht darauf schließen, dass es im Zusammenhang der Arterhaltung nützlich sein muss. Es reicht, dass es nicht schädlich genug ist, zum Aussterben der Art zu führen. Und das ist bei der Homosexualität ebenso wie beim Zölibat eindeutig der Fall. THOMAS LANGE, München

Das Land des Bleifußes

■ betr.: „Ich bin gelegentlich schneller unterwegs“, taz vom 26. 2. 14

Bundesumweltministerin Hendricks macht das hedonistische Kalkül zur Maxime ihres politischen Handelns. Zum Tempolimit sagt sie: „Sowohl privat als auch mit dem Dienstwagen bin ich gelegentlich schneller unterwegs. Da wäre es unehrlich, wenn ich für ein Tempolimit von 130 eintreten würde.“ Nach einer solch soliden und weitblickenden Grundlegung eines politischen Urteils muss man lange suchen. Quatsch, es ist der Reflex des im Einkaufswagen sitzenden Kindes, das nach den Süßigkeiten an der Kasse greift. Da zählt dann auch nicht, dass der BUND ausrechnet, dass bei Tempolimit 120 die Emissionen des Pkw-Verkehrs sofort um über drei Millionen Tonnen pro Jahr sinken würden – von Sicherheitsaspekten ganz zu schweigen. Europäische Harmonisierung? Pusteblume! Deutschland bleibt das Land des Bleifußes. MANFRED HARTMANN, Unna

Worte schaffen Realität

■ betr.: „Alle Frauen tauschen Sex gegen Geld“, taz vom 20. 2. 14

Bei Prostitution geht es nicht um Kauf, sondern sozusagen um Miete. Beim Kauf geht die „Sache“ in den Besitz des Käufers über. Die Prostituierte behält ihren Körper, sie gibt ihn nicht her, sie verleiht ihn auch nicht. Keine Frau verkauft sich, sie verkauft ihre Arbeitskraft. Kein Mann kauft den Körper einer Frau! Das Wort klingt „sauber“, klingt nach „Das gehört jetzt mir, damit kann ich machen, was ich will“. Ein Sexkäufer (Freier ist ein so niedliches Wort) mietet für eine gewisse Zeit den Körper einer Frau! „Mieten“ klingt nicht so fein wie „kaufen“. „Miete“ klingt schon eher nach dem was es ist: nach Benutzen und Befriedigtwerdenwollen.

Ob eine Frau ihren Körper für die Lust anderer vermieten will, kann nur sie selbst entscheiden. Diese Entscheidung muss sie jederzeit ändern können. Dazu muss sie sich frei bewegen können, ihren Pass in der Hand haben, ein Konto eröffnen können, Hilfe in Anspruch nehmen können. Zu einem normalen Beruf wird es erst, wenn ihr Kind in der Schule den Beruf der Mutter angeben kann und die Mutter hoch erhobenen Hauptes zur Elternsprecherin gewählt werden kann. Vorher nicht. MARIANNE LINK, Heidelberg

Berliner Treueschwüre

■ betr.: „Kühle Atmosphäre zwischen Merkel und Netanjahu“, taz vom 26. 2. 14

Die kühle Atmosphäre zwischen Angela Merkel und Benjamin Netanjahu kommt trotz formaler Höflichkeiten nicht ganz überraschend. Denn erstens gibt es nun einmal schon durch die Einbettung der deutschen Außenpolitik in eine gesamte EU-Strategie bei der Frage des Umgangs gegenüber dem Iran einige Unterschiede. Und zweitens hat die CDU im letzten Frühjahr im Deutschen Bundestag gegen eine Anpassung der Getto-Renten gestimmt, was in der israelischen Öffentlichkeit sehr negativ aufgenommen wurde. Weswegen trotz aller Berliner „Treueschwüre“ ein gewisses Misstrauen bleibt, das sich nur durch eine konstruktive Rolle sowohl bei der eigenen Geschichtsbewältigung als auch dem Nahostkonflikt lösen lässt! RASMUS HELT, Hamburg