„Regelmäßig besoffen“

DIASPORA Wie Kultursenatorin und Museums-Chef den Hamburger Rosenmontag begehen

■ 64, parteilos, ist Kultursenatorin. Zuvor war sie Chefin der Berliner Senatskanzlei sowie, davor, Staatssekretärin für Kultur.

taz: Frau Kisseler, Herr Köpke, wie begehen Sie als Rheinländer den Rosenmontag?

Barbara Kisseler: Als ordentliche Senatorin der Freien und Hansestadt Hamburg sitze ich im „Amtszimmer“, wie es so schön heißt. Ich werde es aber tunlichst vermeiden, den WDR einzuschalten. Ansonsten könnte es passieren, dass ich mein Gegenüber unvermittelt mit rheinischem Brauchtum aus der Fassung bringe.

Wulf Köpke: Diesen Rosenmontag werde ich mit meinen Töchtern zum Kölner Rosenmontagszug fahren. Das schaffe ich leider nicht jedes Jahr.

Leiden Sie dann nicht sehr, wenn sie den Rosenmontag mal im Norden verbringen müssen?

Köpke: Früher, als ich noch in Berlin wohnte, war das schlimmer. Da habe ich mich mit anderen Rheinländern zusammengetan, und wir haben uns regelmäßig besoffen. Das hat sich inzwischen gelindert.

Kisseler: Da ich in Berlin und Hannover schon durch eine harte Schule der Entwöhnung gegangen bin, trage ich das Schicksal, den Rosenmontag in der Diaspora zu verbringen, inzwischen mit Fassung. Zum Glück durfte ich aber schon die Erfahrung machen, dass man auch an der Elbe fröhlich sein kann.

Die Hanseaten verwechseln ja gern mal den rheinischen Karneval und den süddeutschen Fasching. Nervt Sie das nicht?

Köpke: Nein. Den Unterschied können sie nicht kennen, das muss man mit Milde betrachten.

Kisseler: Da bin ich ganz tolerant. Wenn der Hanseat Fasching feiert, kann das ja der erste Schritt zu einem ordentlichen Karnevalsumzug sein.

Aber viele Hanseaten finden, dass Karneval „verordneter Humor“ und also des Teufels sei.

Kisseler: Der wahre Kölner fürchtet selbst den Teufel nicht – und die echte Kölnerin würde selbst vor dem Kardinal als Stellvertreter Gottes nicht Halt machen.

Köpke: Wenn die Hanseaten das so sehen, ist das in Ordnung. Wenn sie es nicht verstehen, kann man nichts machen. Und natürlich ist Karneval kein verordneter Humor, sondern eine andere Art von Humor.

Welches ist Ihre liebste Verkleidung?

■ 61, ist Direktor des Museums für Völkerkunde. Zuvor leitete er die Europa-Abteilung des Berliner Völkerkunde-Museums.

Kisseler: De Kölsche Jung.

Köpke: Was ich diesmal tragen werde, weiß ich noch nicht. Ich bin schon „schön“ und „hässlich“ gewesen – Wassermann, dicker Clown, Sonne …

Täte den Hanseaten ein bisschen Karneval mal ganz gut?

Kisseler: Ich weiß nicht, ob der Versuch gut gehen würde, in Hamburg durch die Mönckebergstraße einen Umzug zu organisieren. Obwohl – einmal in meinem Leben mit Olaf Scholz auf dem Prinzenwagen: Das hätte schon was …  INTERVIEW: PS

Rosenmontagspartys in Hamburg: www.hamburg.de/karneval