peter neururer
: Der Druck steigt

Er ist ein Aufräumer, er ist ein Allesandersmacher, er ist eine Stimmungskanone. Er ist der wohl berühmteste Retter im deutschen Fußball. Er wird oft geliebt – meistens jedoch nur kurz. Als Peter Neururer im November des vergangenen Jahres in Hannover das Training übernahm, wurde er wie ein Messias empfangen. Der Übungsleiter mit dem Hang zum Populismus ließ die von seinem Vorgänger am Trainingsplatz aufgebauten Sichtblenden entfernen, ließ die Fans ganz nah an die Mannschaft heran und bot sich der Presse auch dann als Gesprächspartner an, wenn sich kaum ein Journalist für ihn interessierte.

Neururer versteht es, Stimmung zu machen, das Interesse der Öffentlichkeit so zu lenken, dass sich beinahe die ganze Berichterstattung auf seine Person fokussiert. Das hilft den Mannschaften, die er trainiert. Der Überneururer nimmt ein wenig Druck von den Spielern. Wenn der sportliche Erfolg dann ausbleibt, ist es Neururer, der als erster in die Kritik gerät. Wenige Tage vor der derben 0:3-Niederlage der Hannoveraner gegen Aufsteiger Alemannia Aachen traten einige Spieler an die Öffentlichkeit und beklagten sich über ihren Trainer. Der nahm die Kritik nicht weiter übel und griff in seine Trickkiste, aus der er schon so manches Zaubersprüchlein herausgezogen hat. „Wir sind auf jeder Position besser besetzt. Jetzt ist das Team an der Reihe, das zu beweisen“, sagte er. Wieder einmal versuchte er, die Spieler auf eine ganz besondere Art stark zu reden. Doch hat er recht? Die Neuzugänge, die vor der Saison verpflichtet wurden, sind wahrscheinlich nicht ganz zufällig weithin unbekannt. Dann wurde noch Per Mertesacker für Frank Fahrenhorst weggetauscht. Auch nicht unbedingt ein sportlich gewinnbringendes Geschäft. Peter Neururer hat während der Vorbereitung auf die Saison auf den mäßigen Kader hingewiesen. Er hat sich überreden lassen, es mit dem Team zu versuchen.

„Neururer raus!“, haben die Fans am Samstag in Hannover gebrüllt. Der Messias wird als Ketzer verflucht. Wundern wird das Neururer nicht. Er kennt derartige Drucksituationen. Hannover 96 ist die 13. Station in der Trainerkarriere des 51-Jährigen.

ANDREAS RÜTTENAUER