: Mit Kind ins Büro
ARBEIT Bildungssenatorin Scheeres eröffnet in ihrer Behörde einen Raum mit Computer – und Spielzeug
Bunte Fische blubbern die Wand entlang. Mehrere Stufen führen eine blaue Kletterburg hinauf, die gleichzeitig als Bett und Kuschelecke dient. Auf Magnettafeln haften Zahlen und Buchstaben, Buntstifte und Malblöcke liegen bereit. Kinder wären hier erst mal beschäftigt. Erwachsene auch: Ein Schreibtisch mit Rechner und Telefon erinnert daran, dass das ein Büro ist.
Mittendrin steht Sandra Scheeres in rotem Rock. „Gestern hätte ich das auch gut gebrauchen können. Da musste mein Kleiner mit einer Magen-Darm-Geschichte von der Kita geholt werden“, sagt die 44-Jährige.
Die SPD-Bildungssenatorin hat am Mittwoch zur Eröffnung eines Eltern-Kind-Zimmers in ihre Behörde nahe dem Alexanderplatz geladen, dem ersten Raum dieser Art in einer Senatsverwaltung. Für Scheeres ist das neben Tele- und Teilzeitarbeit eine weitere Möglichkeit, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. „Es passiert immer mal wieder, dass ein Kind leicht kränkelt, die Mutter oder der Vater aber noch etwas fertig machen müssen“, sagt die Senatorin.
1.500 Mitarbeitende gibt es in ihrer Behörde. Der Raum kann den Eltern unter ihnen sicher manchmal aus der Zwickmühle helfen. Andererseits setzt er sie möglicherweise erst recht unter Druck – weil es nun leichter ist, trotz krankem Kind zur Arbeit zu kommen.
Baut das Druck auf?
Scheeres glaubt das nicht: „Wir zwingen niemanden, das Zimmer zu nutzen. Wenn ein Kind krank ist, können Eltern natürlich zu Hause bleiben“, sagt sie. Darauf hätten die Mitarbeitenden schließlich einen Rechtsanspruch.
Auch die derzeitige Personalratsvorsitzende der Verwaltung, Elvira Täger, sieht die Einrichtung des Zimmers erst mal positiv. „Natürlich läuft man immer Gefahr, dass die Selbstausbeutung zunimmt“, sagt sie. Allerdings sei der Raum auf Wunsch von Mitarbeitenden entstanden und ein Angebot an sie. „Jetzt müssen wir sehen, wie das angenommen wird“, so Täger.
Da der Altersschnitt in der Bildungsverwaltung bei 53 Jahren liegt, dürfte die Zahl der betreuenden Großeltern die der Eltern eher übertreffen.
Sandra Scheeres selbst wird das Zimmer wohl nicht allzu oft nutzen: Wenn die Kinder krank sind, kümmert sich normalerweise ihr Mann.
ANTJE LANG-LENDORFF