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Archiv-Artikel

Bestseller: „Beim Häuten der Zwiebel“

Mitte Juli machte mittels eines Interviews in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Furore, dass Günter Grass, selbstbekennend, als junger Erwachsener Teil der nationalsozialistischen Machtmaschine war – als Mitglied der Waffen-SS. In den Wochen seither wird auf allen bildungsbürgerlichen Ebenen debattiert, ob sich der Literaturnobelpreisträger von 1999 mit dieser Auskunft selbst nachhaltig diskreditiert habe.Grass selbst glaubt, die Diskussion um ihn bedrohe ihn „existenziell“, was er für ungerecht halte, weil er seine „Lektionen“ damals wie heute gelernt habe. Gestern Abend las der Schriftsteller erstmals vor Publikum auf dem Blauen Sofa im Berliner Ensemble. Tatsache ist, dass von einer grundsätzlichen Bedrohung, wie Grass wähnte, keine Rede sein kann: Sein autobiografischer Versuch namens „Beim Häuten der Zwiebel“ (Steidl Verlag, Göttingen 2006, 480 Seiten, 24 Euro) stand nun zu Wochenbeginn zum zweiten Mal an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste – der Verlag versichert den Buchhandlungen, stets für Nachschub sorgen zu können.