Reich und rechts: Neonazi-Anwalt tritt NPD bei

Mit dem Juristen Jürgen Rieger bekommen die Militanten in der rechtsextremen Partei gewichtigen Zuwachs

BERLIN taz ■ An Schlagzeilen hat es dem Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger in den letzten Wochen eigentlich nicht gefehlt: Mit seiner Drohung, ein Hotel im Delmenhorster Stadtzentrum zu kaufen, schaffte es der Hamburger Jurist bis in die neuseeländische Presse. Aus dem Geschäft ist bis heute nichts geworden – nun macht der vermögende Rechtsextremist mit einem neuen Schachzug auf sich aufmerksam: „RA Jürgen Rieger ist der NPD beigetreten“, gab am Montagabend der NPD-Bezirk Stade bekannt.

Für die Partei birgt die Personalie Sprengstoff. Denn Rieger, der über Millionen aus Nazi-Erbschaften verfügen soll, hat sich in den vergangenen Jahren als prominenter Fürsprecher der militanten Neonaziszene rechts von der NPD hervorgetan – eine Strömung, die innerhalb der Partei an Einfluss gewinnt. Dutzendweise traten in der letzten Zeit Kameradschaftsaktivisten in die NPD ein. Rieger dürfte diesen militanten Flügel weiter stärken.

Wie, das ließ die niedersächsische Parteibasis den Bundesvorstand schon in der ersten Pressemitteilung wissen: Man werde Rieger beim Bundesparteitag im November neben Holger Apfel und Peter Marx als stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden vorschlagen – das heißt als Ersatz für den derzeit amtierenden dritten NPD-Vize Ulrich Eigenfeld. Eigenfeld gilt als Kritiker des wachsenden Kameradschaftseinflusses in der NPD.

In rechtsextremen Zirkeln wird zudem über einen Zusammenhang der Personalie mit der bevorstehenden Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern spekuliert. Rieger hatte zur Bundestagswahl 2005 bereits versucht, in Rostock für die NPD zu kandidieren. Nun, spekulieren Kameraden, hoffe er angesichts guter Umfragewerte auf einen Posten in der Landtagsfraktion.

Die NPD hofiert Rieger seit Jahren – unlängst durfte er auf dem Parteifest in Dresden reden. Doch verglichen mit den Jubelarien, mit denen die Partei zuletzt Neulinge wie den Ex-WASGler Andreas Wagner begrüßt hatte, fiel die Begrüßung für Rieger nüchtern aus: „Wir freuen uns über jeden Neuzugang“, sagte ein NPD-Sprecher gestern auf Anfrage. Zu Riegers parteiinternen Ambitionen wollte er sich nicht äußern. ASTRID GEISLER