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Archiv-Artikel

Jean Ziegler

Wo waren Sie am 11.9.2001?

Jean Ziegler: Ich saß im TGV von Paris nach Genf, als mein Sitznachbar per Mobiltelefon die Nachricht vom Angriff auf die Türme in New York bekam. Ich war total konsterniert, aber dann fiel mir eine merkwürdige Koinzidenz auf: Am 11. September 1973 hatte unter Beteiligung der USA der Putsch gegen den linken Präsidenten Chiles, Salvador Allende, stattgefunden.

Hat der 11. 9. Ihre Sicht verändert?

Ich habe die für mich neue Einsicht gewonnen, dass die USA sehr verletzlich sind. Zum anderen ist mit den Schwerstverbrechern von al-Quaida eine neue historische Kraft entstanden, die sich aus drei Quellen speist: archaischem Glaubensfanatismus, moderner Technologie und unglaublicher Mordenergie.

Was hat George W. Bushs Krieg gegen den Terror gebracht?

Mehr Terror. Und eine massive Verletzung der internationalen Rechtsordnung durch die US-Regierung. Indem sie das Folterverbot und andere Normen missachtet, ist die US-Regierung zu einer Bedrohung für uns alle geworden.

Jean Ziegler, 72, ist Sonderberichterstatter der UN für das Recht auf Nahrung und Mitglied der UN-Task-Force für humanitäre Hilfe im Irak. Er war lange Jahre Genfer Abgeordneter im Nationalrat für die Sozialdemokratische Partei der Schweiz.