Die Baustellen der Charité

ÄRGER Gegen Europas größte Uniklinik ermittelt die Staatsanwaltschaft, ein Warnstreik droht, und der Umbau des riesigen Bettenhochhauses steht an – und das alles bei sinkenden Einnahmen

Das sind so Tage, an denen sich Charité-Chef Karl Max Einhäupl vermutlich nach guten Neuigkeiten für sein Haus nur so sehnt. Eine davon heißt: Die ARD plant mit „Charité“ eine historische Krankenhausserie, die im Klinikum spielt. Anderes dürfte Einhäupl weniger erfreuen: Seit einer Woche steht der Vorwurf gegen die Charité im Raum, Drittmittel-Gelder in Höhe von rund 40 Millionen Euro undurchsichtig verbucht zu haben. Wirtschaftsprüfer hatten den Jahresabschluss moniert. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

„Von schwarzen Kassen kann keine Rede sein“, betonte Einhäupl am Mittwoch und wehrte sich gegen entsprechende Vorwürfe in den Medien. Vor den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist ihm deshalb wenig Bange: Es gehe nicht um die Verwendung der Gelder, sondern um das Buchungsverfahren, und die Charité werde im vollem Ausmaß kooperieren. Die seit mindestens 2008 angesparten Gelder waren demnach als „Verbindlichkeiten“, also als fest verplant, bilanziert worden und im Haushalt als Nullsumme aufgetaucht. Allerdings soll nun eine Aufstellung der geplanten Verwendungszwecke folgen. Allen Beteiligten ist nun klar: Mehr Transparenz muss her. Auch Fakultätschefin Annette Grüters-Kieslich schrieb deshalb an den Aufsichtsrat und gelobte Besserung.

Allerdings klemmt es gerade auch im Klinikbereich: Der monierte, aber vorab an die Öffentlichkeit gelangte Haushaltsplan zeigt, dass 2014 derzeit mit einem Mini-Gewinn von 40.000 Euro gerechnet wird. Der ambitionierte und verspätet gestartete Umbau des riesigen Bettenhauses bei laufendem Betrieb wird zudem nicht nur lang und teuer, sondern vermutlich auch weniger Patienten bringen als erhofft.

Am Mittwoch hatte Charité-Sprecher Uwe Dolderer immerhin noch gesagt, dass die Uniklinik nach wie vor davon ausgehe, dass durch weitere Gespräche eine konsensfähige Lösung hinsichtlich des von Ver.di angedrohten Warnstreiks erreicht werden könne. Die Gewerkschaft hatte Anfang der Woche rund 10.000 Mitarbeiter zur Arbeitsniederlegung am kommenden Montag aufgerufen.

Allenfalls mit einem anderen Thema lässt sich derzeit öffentlichkeitswirksam punkten: Der Behandlung der ukrainischen Exregierungschefin Julia Timoschenko – wenn sie die Klinik hoffentlich ohne Rückenschmerzen verlässt. (dpa)