: „Stuxnet“ attackiert Atomkraftwerk im Iran
SICHERHEIT Die Regierung in Teheran bestätigt Angriff des Computervirus. Die Cyber-Attacke zielt auch gegen Rechner im Atomkraftwerk Buschehr. Insgesamt sollen 30.000 Rechner in Industrieanlagen betroffen sein
TEHERAN dpa | Der Iran hat eine Cyber-Attacke auf seine Industrie- und Atomanlagen durch den Computer-Schädling Stuxnet bestätigt. Die Angriffe hätten aber bis jetzt keine „ernsthaften Schäden“ angerichtet, sagte Kommunikationsminister Resa Taghipur am Sonntag in der Zeitung Tehran Times. Auch das einst mit deutscher Hilfe begonnene Atomkraftwerk Buschehr ist betroffen. Wer hinter dem Angriff steht, war unklar.
„Bis jetzt hatten wir weder ernsthafte Schäden noch Computer-Crashes“, sagte Taghipur, gab aber nicht bekannt, welche Anlagen betroffen sind. Er versicherte nur, dass die iranischen IT-Experten das Know-how hätten, um die infizierten Systeme zu säubern. Ein IT-Experte des Ministeriums für Bodenschätze hatte am Vortag erklärt, insgesamt seien 30.000 Computer befallen. Viele der Kontrollsysteme für die iranischen Industrieanlagen stammten von der deutschen Firma Siemens. Stuxnet greife speziell diese Systeme an und übermittle dann Daten ins Ausland, sagte der iranische IT-Experte (siehe auch taz vom 18. September). Trojaner tarnen sich als harmlose Programme und entfalten erst dann ihre Wirkung, wenn der Nutzer sie ausgeführt hat. Zuletzt hatte es immer wieder Berichte gegeben, dass der im Netz aufgetauchte Stuxnet-Trojaner speziell gegen das iranische Atomprogramm gerichtet sei. Dafür gab es aber keine Bestätigung.
Der Leiter des Atomkraftwerks Buschehr in Südiran bestätigte, dass einige Computer von Angestellten im Werk mit dem Stuxnet-Virus infiziert seien. Ein IT-Sicherheitsteam sei vor Ort, um die Rechner zu inspizieren und die Trojaner zu entfernen. „Wir haben jedoch keinerlei Probleme mit unserem Computersystem bezüglich der Arbeit im Werk selbst“, sagte Mahmud Dschafari der Nachrichtenagentur Irna. Das AKW war vor Jahrzehnten noch unter dem Schah mit deutscher Hilfe begonnen und dann mit russischer Hilfe zu Ende gebaut worden. Die Teheraner Agentur Isna hatte zuvor berichtet, dass die iranischen Atombehörden nach Wegen gesucht hätten, um den Computerwurm loszuwerden.