: Jammervoller Grundton
Der FC Bayern München beklagt eine Zweiklassengesellschaft in der Champions League, dabei geht es dem Deutschen Meister finanziell bestens. Vor allem die Sponsorengelder sprudeln munter
VON ANDREAS RÜTTENAUER
Ganz leise sind sie in diesem Jahr, die Verantwortlichen des FC Bayern. Nachdem sie in den vergangenen Jahren zu Saisonbeginn immer auch das Erreichen des Endspiels in der Champions League als eines ihrer Ziele ausgegeben hatten, fühlen sich die Bayern nur noch als Zaungäste in der Europaliga. Ganz olympisch gehen sie in die neue Saison, die heute mit dem Spiel gegen Spartak Moskau (20.45 Uhr, DSF) für die Münchner beginnt. Dabei sein ist in diesem Jahr angeblich alles für die Bayern.
Doch die Münchner stapeln nicht nur tief, sie jammern auch. Sie haben, so behaupten sie, im Vergleich zu den Großclubs aus England, Spanien und Italien keine Chance. Die würden im Geld schwimmen, weil sie mehr Fernsehgelder einstreichen. Karl-Heinz Rummenigge beklagt sich über die Verteilung der jährlich 420 Millionen Euro TV-Einnahmen der Bundesliga. Der FC Bayern subventioniere, so der Vorstandschef der Bayern, die anderen Clubs der 1. und 2. Liga und verzichte zugunsten der Zentralvermarktung auf 75 Millionen Euro. Dabei profitieren die Bayern von einer neuen, leistungsbezogenen Regelung. 23,3 Millionen Euro können sie ab dieser Saison von der Liga kassieren. Werden sie Meister, gibt es noch einmal 4 Millionen Euro extra. Bis dato waren für die Münchner höchstens 16 Millionen zu erlösen. Es geht also aufwärts.
Auch in der Champions League haben die Bayern bislang bestens verdient. In der vergangenen Saison waren es mehr als 31 Millionen Euro – und das, obwohl der Meister im Achtelfinale ausgeschieden ist. Das liegt daran, dass die Gelder, die der Europäische Fußballverband (Uefa) als Veranstalter und zentraler Vermarkter der Champions League an die teilnehmenden Mannschaften ausschüttet, nach einem Schlüssel verteilt werden, in dem die Größe des jeweiligen TV-Marktes der entscheidende Faktor ist. Je mehr Geld die Sender in Deutschland für die Rechte ausgeben, desto mehr erhalten später die deutschen Clubs – in dieser Saison nicht nur der FC Bayern, sondern in gleicher Weise Werder Bremen und der HSV. Bis vor zwei Jahren war der deutsche Fernsehmarkt der lukrativste für die Uefa. Doch die teuren Rechte waren für die Sender nicht refinanzierbar. In England werden die TV-Rechte mittlerweile am teuersten verkauft.
Daraus entsteht den deutschen Teilnehmern indes kein entscheidender oder gar wettbewerbsverzerrender Nachteil. Denn nirgendwo in Europa werden so viele Sponsorengelder eingeworben wie in der Bundesliga. Die Wirtschaftsberatungsgersellschaft Deloitte, die seit 15 Jahren im Bereich Sportbusiness aktiv ist, hat für die Sponsoreneinnahmen aller deutschen Bundesligisten im vergangenen Jahr eine Summe von 358 Millionen Euro errechnet. In Italien waren es dagegen nur 189 Millionen Euro. Was das Sponsoring angeht, ist die Bundesliga führend in Europa. Dort wird das Sponsoring eines Clubs als Marketinginstrument angesehen, das professionell eingesetzt wird. Für England ließen sich, so Deloitte-Sportökonom Stefan Ludwig, auch deshalb keine ganz genauen Zahlen ermitteln, weil dort das Mäzenatentum noch weit verbreitet ist. Das Geld für den FC Chelsea und dessen Trainer Jose Mourinho wird von Privatmann Roman Abramowitsch spendiert und nicht aus dem Marketinghaushalt eines Unternehmens gezahlt.
Das ist in der Bundesliga anders. 90 Millionen Euro kassiert der FC Bayern pro Saison von Sponsoren, mehr als jeder andere Club in Europa. Die Präsenz der jeweiligen Marke wird dabei von den Geldgebern genau überprüft. Einschaltquoten, die Häufigkeit, mit der ein Logo bei Nahaufnahmen gut zu sehen ist, all das wird zur Berechnung der Zahlungen hinzugezogen. Dass die Spiele der Champions League mehr und mehr ins Pay-TV wandern, kann Uli Hoeneß, dem Bayern-Manager, vor diesem Hintergrund nicht gefallen.
Auch wegen der guten Sponsorverträge steht der FC Bayern mit 189 Millionen Euro derzeit auf Platz sieben des Umsatzrankings der europäischen Topclubs, das Deloitte jährlich ermittelt. Ein frühes Scheitern in der Champions League können sie deshalb wohl kaum mit fehlenden finanziellen Mitteln begründen. Bremen und Hamburg sind derzeit nicht unter den Top 20. Sollten sie die Gruppenphase der Champions League überstehen, da ist sich Ludwig sicher, werden sie aber aufrücken.
In überteuerte Stars allerdings wird das Geld der deutschen Clubs auch weiterhin nicht unbedingt fließen. Die Clubs, so Sportökonom Ludwig, agieren, was das Verhältnis von Lohnkosten zu Umsatz angeht, überaus konservativ. Auch hätten etliche deutsche Clubs noch an den Kosten für Stadionneubau bzw. -modernisierung zu knabbern. Tauchen die irgendwann einmal nicht mehr in den Bilanzen auf, dann gibt es endgültig keinen Grund mehr zum Jammern – für die Bayern nicht – und für die anderen auch nicht.