Der Drei-Euro-Döner ist durchgefallen

Ein Mindestpreis für das Fleisch vom Drehspieß wird weitere Skandale mit vergammelter Ware kaum verhindern, sagen Verbraucherschützer. Beim Anti-Dumping-Gesetz, das Wirtschaftsminister Glos derzeit vorbereitet, sind sie sich weniger einig

VON MANFRED KRIENER

Ein Mindestpreis soll es richten: Der ruinöse Wettbewerb ist mitverantwortlich für den kriminellen Handel mit vergammelten Fleisch, glauben Dönerhersteller – und fordern eine gesetzlich festgelegte Untergrenze. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erklärte gestern, sein Ministerium bereite bereits einen Gesetzentwurf vor, wonach der Verkauf von Lebensmitteln unter Einstandspreis verboten werden soll. Einen Termin für die Vorlage gebe es zwar noch nicht, ein Treffen mit Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sei aber in Planung.

Am Wochenende hatte Sir Atasever, der Vorsitzende der europäischen Döner-Hersteller, im Tagesspiegel das „angemessene Preis-Leistungs-Verhältnis“ bei 3 Euro verortet. „Wenn Sie Döner für 1 Euro verkaufen, müssen Sie irgendwo sparen“, sagte auch Berlins Döner-König Remzi Kaplan. „Das geht auf Kosten der Qualität.“

Bei Verbraucherschützern stieß die Mindestpreis-Initiative eher auf Ablehnung: Thilo Bode, Frontmann von Foodwatch, sagte der taz, Antidumpinggesetze könnten die Einkaufsmacht der Supermärkte nicht brechen. Zudem habe der Gammelfleischskandal beim teuren Wildfleisch zu Jahresbeginn gezeigt, dass es nicht auf den Preis ankomme. Wenn man, wie etwa bei der Deklarierung von Schlachtabfällen, zum Betrug geradezu eingeladen werde, sei die Preisgestaltung nebensächlich, so Bode.

Harald Scholl, Vorstandsmitglied von Slow Food, findet Mindestpreise eher bei Erzeugern sinnvoll. Beim Döner-Verkauf würden sie nur dazu führen, dass diejenigen noch mehr verdienen, die gezielt schlechtes Billigfleisch einkaufen. „Der Döner kostet dann 3 Euro, aber was drin ist, ist nicht mal 1,20 Euro wert, und die Betrüger lachen sich schlapp.“ Verbraucher sollten sich selbst vor dem Gammeldöner schützen, indem sie nur dort einkaufen, wo sie Qualität bekommen, sagte Scholl.

Christian Fronczak, Sprecher der Verbraucherzentrale Bundesverband, begrüßte den Vorstoß von Glos, gegen Dumpingpreise vorzugehen. Dies sei schon in der Koalitionsvereinbarung festgelegt worden. Es sei außerdem positiv, dass Glos sich jetzt einmische und das Feld nicht Seehofer überlasse.

Den Ruf nach einem Mindestpreis für den Döner bezeichnete Fronczak dagegen als unseriös: „Dann zahle ich das Dreifache, bekomme aber das Gleiche!“ Höhere Preise müssten an zuvor festgelegte klare Qualitätskriterien gebunden sein.

Unterdessen laufen die Geschäfte mit dem „Dreher“ (Döner) eher schleppend. Die Branche ist allerdings hinlänglich krisenerprobt. Zuletzt hatte der BSE-Skandal den Snack zum Jahresende 2000 in Turbulenzen gestürzt. Und schon Ende der 80er-Jahre hatten „gepanschte“ Döner eine Krise ausgelöst: Statt sorgsam übereinandergeschichteter Fleischscheiben landete damals immer mehr Hackfleisch auf dem Drehspieß. Auch Pute, Soja und sogar Schweinefleisch, Paniermehl, Brot oder Kekse wurden untergemixt.

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