: Tarifgepräche für Banker finden ohne Ver.di statt
BANKEN Nur die kleinen Gewerkschaften ver- handeln bei Genossen- schaftsinstituten um höhere Löhne
VON HERMANNUS PFEIFFER
Die Tarifverhandlungen für die mehr als 160.000 Beschäftigten der Volks- und Raiffeisenbanken gehen in der Nacht auf Freitag in ihre entscheidende Runde. Am Verhandlungstisch fehlt jedoch die größte Gewerkschaft: Ver.di. Stattdessen verhandelt der Arbeitgeberverband nur mit den zwei kleinen Verbänden DBV und DHV.
Ver.dis Konkurrenten hatten bereits 2008 einen Tarifvertrag unterschrieben, der in den Genossenschaftsbanken bis zu 14 Prozent des Jahresgehalts zu einer variablen Größe macht. Je nach persönlicher Arbeitsleistung und Geschäftserfolg werden Boni gezahlt. Oder eben auch nicht: Beschäftigte können zwei Monatsgehälter im Jahr verlieren, wenn sie die Zielvorgaben nicht schaffen. Doch diese gelten als ehrgeizig. Der Boni-Tarifvertrag soll nach dem Willen der im Unterschied zu den sozialdemokratisch geprägten „roten“ Gewerkschaften „gelbe“ genannt werden, fortgeschrieben werden. Ver.di will dabei aber nicht mitspielen und darf darum nicht mit an den Katzentisch des Arbeitgeberverbandes.
Der gelbe Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) mit angeblich 21.000 Mitgliedern gibt sich kompromissbereit. „Wir hätten Ver.di gerne mit im Boot gehabt“, versichert DBV-Sprecher Oliver Popp. Ansonsten will man „die Dramatisierung rausnehmen“. Sowieso habe niemand durch die bisherige Tarifregelung zwei Monatsgehälter verloren, zumindest ein dreizehntes Gehalt hätten alle Geno-Banker 2009 als Boni erhalten.
Dem widerspricht Ver.di nicht, doch der Einheitsgewerkschaft geht es um Grundsätzliches. Ver.di wehrt sich gegen die gelbe Konkurrenz und möchte Boni für alle Banker verhindern. In der Vergangenheit hatte der DBV auch bei Deutscher Bank und Norisbank Tarifen zugestimmt, die Ver.di grundlegend ablehnt: 42-Stunden-Woche und drei Tage weniger Urlaub.
Scheinbar von links wird die Ver.di-Position noch vom DHV verbal angegriffen: „Die höheren Profite wurden mit einer stetig sinkenden Mitarbeiterzahl erwirtschaftet.“ Der frühere Deutsche Handlungsgehilfen-Verband fordert angesichts der Finanzkrise bemerkenswert extreme 4,8 Prozent Gehaltserhöhung – befördert aber den Boni-Boom seit langem.
Mark Roach, Geno-Banken-Experte beim Ver.di-Bundesvorstand, hält die Gelben für willige Helfer des Arbeitgeberverbandes. Ver.di veröffentlicht keine detaillierten Mitgliederzahlen, dürfte aber mindestens um den Faktor 10 stärker als die gelbe Konkurrenz sein. Hausinterne Protestaktionen Ver.di-naher Belegschaften unter anderem in den Volksbanken Berlin und Herrenberg-Rottenburg, Solling und Frankfurt am Main sollen die gewerkschaftliche Schlagkraft demonstrieren. Denn die 160.000 Geno-Banker wollen laut Roach nicht zu „Boni-Bankern“ mutieren.