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Archiv-Artikel

Schäuble will vom Krankenbett aus arbeiten

VERTRETUNG Wer den Finanzminister während seiner vierwöchigen Behandlung vertritt, ist unklar. Am Jahrestreffen des Währungsfonds in Washington nimmt Staatssekretär und SPD-Mann Jörn Asmussen teil

Von SR

BERLIN taz | Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) fällt vier Wochen lang aus – und prompt schießen Spekulationen über mögliche Nachfolger ins Kraut. Schäuble, der seit einem Attentat 1990 im Rollstuhl sitzt, muss sich wegen Entzündungen behandeln lassen. Bereits im Mai, auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise, musste Schäuble in ärztliche Behandlung. Schon damals wurden mögliche Nachfolger ins Spiel gebracht. Jetzt fallen wieder die Namen von Innenminister Thomas de Maizière, dem Haushaltsexperten Steffen Kampeter und dem hessischen Exministerpräsidenten Roland Koch. Koch hat sich allerdings offiziell und mit wortreichen Erklärungen aus der Politik verabschiedet.

Laut Leipziger Volkszeitung hat ein anonymes Mitglied des Unions-Fraktionsvorstandes gesagt: „Wenn Koch gefragt wird, sagt er als Dienst an der Partei bestimmt nicht Nein.“ Mehr als Spekulationen sind das nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich, wie schon im Frühjahr, demonstrativ vor ihren Finanzminister. Das Sparpaket ist ein zentrales schwarz-gelbes Projekt, Schäuble dessen energischer Verteidiger. Außerdem kann Merkel nach dem Rückzug von Roland Koch, Ole von Beust und Horst Köhler und dem Wechsel von Günther Oettinger und Christian Wulff kaum neue Personalrochaden brauchen.

Sicher ist, dass der Finanzminister, der seine Amtsgeschäfte per Telefon vom Krankenbett aus führen will, nicht beim Jahrestreffen des IWF in Washington teilnehmen wird. Dort wird ihn Staatssekretär und SPD-Mann Jörn Asmussen vertreten. Weit wichtiger ist das Treffen der Finanzminister der G-20-Staaten am 22. Oktober in Südkorea. Dort wird über die globale Finanzmarktregulierung und die Umsetzung von Basel III verhandelt. Auch die Finanzmarktransaktionssteuer, die Deutschland offiziell will, steht auf dem Programm. In Südkorea soll offenbar Staatssekretär Asmussen Schäuble vertreten – keine Besetzung, die unbedingt demonstriert, wie wichtig die Finanztransaktionssteuer Deutschland ist. Allerdings hatte auch Schäuble kürzlich vor dem CDU-Wirtschaftsrat bekundet, dass er eigentlich „kein Freund“ der Finanztransaktionssteuer ist. SR

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