piwik no script img

Archiv-Artikel

„Noch der Spezialfall“

JUBILÄUM Der Frauenstudiengang Informatik an der Hochschule feiert seinen 10. mit einer Tagung

Von THA
Gerlinde Schreiber, 51

■ ist Informatikerin und Professorin für Datensysteme an der Hochschule Bremen.

taz: Frau Schreiber, ist ein reiner Frauenstudiengang eine Übergangslösung, bis sich Frauen in der Informatik etabliert haben?

Gerlinde Schreiber: Wenn wir einen selbstverständlichen Frauenanteil von 30 Prozent hätten, könnte man überlegen, ob es den Studiengang noch braucht. Noch sind Frauen aber eher der Spezialfall. Sie werden angestaunt und stehen unter ständiger Beobachtung. Das ist anstrengend, nur wenige Frauen halten das aus.

Deshalb der Studiengang?

Der Frauenanteil in der Informatik war Ende der Neunzigerjahre dramatisch niedrig. Man ist davon ausgegangen, dass gemischte Lerngruppen geschlechtsstereotypisches Verhalten fördern und sich Mädchen technische Berufe seltener zutrauen.

Das schreckt vom Studium ab?

Eine Rolle spielt auch das schlechte Image der Informatik. Da herrscht das Bild von unkommunikativen, ungepflegten Menschen vor, die sich schlecht ernähren – Vorurteile, die schwer auszuräumen sind. Frauen spricht das nicht an, ihnen fehlen nach wie vor die Rollenbilder.

In den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern werden sie in den letzten Jahren stärker gefördert. Verändert das nichts an den Hochschulen?

Ich sehe, dass es den meisten Lehrenden inzwischen ein Anliegen ist, mehr Frauen zu gewinnen. Ich bin mir aber unsicher, wie gut man zögernde Gruppen mit großen Initiativen tatsächlich erreicht.

Was braucht es dazu?

Der Zugang hängt immer davon ab, dass jemand vor Ort glaubwürdig Interesse, Spaß und die Zuversicht vermittelt, dass man das Studium schaffen kann. Und letztlich von den finanziellen Mitteln, die man braucht, um die Studierenden in kleinen Gruppen zu betreuen und ihnen regelmäßig Feedback zu geben. INTERVIEW: THA

Feier mit Workshops ab 10 Uhr, Flughafenallee 10