kopien aus china
: Fremdeln unerwünscht

Ja, es stimmt, die Chinesen sind in die neuere Geschichte als Kopisten eingegangen. Egal, ob es sich um Fabrikationsprozesse, Wirtschaftskonzepte oder künstlerische Inhalte handelte – alles, was der Westen ersann, wurde bald auch in China produziert.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

Irritiert blickt der Westen auf das auf eigene Art kreative Potenzial, das sich auch in der Kunst manifestiert. Das Urheberrecht, den Datenschutz, den Respekt vor dem Original anzumahnen ist das verzweifelte Europa bisweilen geneigt.

Und dennoch greift diese Argumentation zu kurz, verkennt sie doch die chinesische Denkungsart. Dort geht es nicht um Original versus Fälschung, nicht um Individuum versus Masse. In keiner Weise ist das Ursprüngliche dem Abgekupferten moralisch überlegen. Denn Innovationen gründen sich in China nicht auf Analysen. Sondern auf das, was dem Westler so chaotisch scheint: das synthetische Denken, das sein Thema weiträumig umkreist, und das – in Handlung übersetzt – in einer stetigen Verfeinerung des Vorhandenen besteht. Und in der – aus der Not langer Fremdherrschaft geborenen – Integration des Fremden. So stark, dass es scheint, als hätte China das Joint Venture oder die – persischen – Frisuren der Tang-Porzellane erfunden. Muss man das verurteilen? Man kann. Man ist aber nicht verpflichtet.

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