Kitas bestreikt, Kinder betrübt

WARNSTREIK 2.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben am Dienstag die Arbeit niedergelegt: Sie fordern mehr Lohn und Urlaub. Einige Notdienste bewahrten berufstätige Eltern vor dem Chaos

„Vor allem für berufstätige Eltern ist das die Härte!“

Wolfgang Bahlmann, stellv. Geschäftsführer von Kita Bremen

Müll blieb am Straßenrand, die Uni-Mensa dicht, Eltern standen vor geschlossenen Kitas: 2.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben sich am Dienstag in Bremen am Warnstreik beteiligt. Aufgerufen hatte die Gewerkschaft Ver.di im Rahmen des aktuellen Tarifstreits. Auf dem Rudolf-Hilferding-Platz vor dem Sitz der Finanzsenatorin sprach die stellvertretende Ver.di-Landeschefin Susanne Kremer auf der zentralen Kundgebung. Sie forderte 3,5 Prozent mehr Lohn, dazu einen Sockelbetrag von 100 Euro und 30 Tage Urlaub für alle Beschäftigten im öffentlichen Sektor.

Da die Verhandlungen in den letzten Jahren im Vergleich zu privatwirtschaftlichen Tarifstreits besonders zäh vorangegangen seien, gibt sich die Dienstleistungs-Gewerkschaft in diesen Tarifverhandlungen kämpferisch. Der geforderte Sockelbetrag käme vor allem den besonders gering entlohnten Reinigungskräften zugute.

Neben den Beschäftigten der ENO, des Studentenwerks und der Reinigungskräfte des öffentlichen Diensts haben auch die ErzieherInnen aller 69 Kindertagesstätten und Spieltreffs gestreikt. Bürgerbüros und Mülldeponie bleiben geschlossen, nicht geleerte Tonnen in den westlichen Stadtteilen Bremens sollen am Samstag nachgeholt werden.

„Vor allem für berufstätige Eltern ist das natürlich die Härte“, so Wolfgang Bahlmann, stellvertretender Geschäftsführer des städtischen Trägers Kita Bremen. Auch wenn er skeptisch ist, hofft er auf eine schnelle Einigung der Tarifparteien: „Wir haben natürlich Interesse daran, dass das Gehalt unserer Fachkräfte dem Gesamtgehaltsgefüge angemessen bleibt.“

Bahlmann versichert, dass ein Großteil der Einrichtungen nicht komplett schließen musste, sondern Notdienste eingerichtet wurden. Dieser werde von den nicht gewerkschaftlich organisierten ErzieherInnen übernommen, auch wenn dies „eher Aufsicht bedeutet und unseren pädagogischen Ansprüchen nicht gerecht wird“. Die Eltern seien über den Streik und die Notdienste bereits am Freitag von Ver.di und Kita Bremen informiert worden.

Nicht immer scheint das richtig angekommen zu sein: „Mama, ich bin traurig“, sagt der dreijährige Bube in der rappelvollen Straßenbahnlinie 1, „hier ist es so voll.“ Die Mutter erklärt halb ihm, halb ihrer Stehplatznachbarin, dass sie das auch nicht ändern könne, „es ist halt kein Kindergarten heute“, sagt sie. Von dem Ausfall in ihrer Einrichtung habe sie auch erst erfahren, „weil ich nachgefragt habe“, erklärt sie unglücklich. „Ich hätte den in so eine Not-Kita bringen sollen – da kennt er doch keinen!“ Sie ärgert sich, das sei doch unzumutbar, „da kommst du lieber mit Mami, nicht?“

Obwohl Ver.di-Sprecherin Kornelia Knieper „keine Kenntnis“ habe, ob alle betroffenen Kinder über Notdienste betreut werden konnten, beruft auch sie sich auf die außergewerkschaftlichen Notdienste. Das Verständnis sei laut einem Brief des Gesamtelternbeirats von Kita Bremen groß: „Die Eltern wollen ja auch, dass ihre ErzieherInnen angemessen bezahlt werden“, so Knieper.

Heute wird in Hannover gestreikt. Sofern die kommende Tarifrunde bis Freitag wieder ergebnislos bleibt, ist für kommende Woche ein weiterer Streiktag geplant, kündigt Knieper an.  KFZ