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Archiv-Artikel

Millionenschwerer Einkaufsbummel

Zwei saudische Milliardäre wollen in die Zeche Zollverein in Essen zu investieren. Deshalb gibt es Hummersuppe

Die Zeche Zollverein in Essen bekam gestern millionenschweren Besuch: Die beiden Saudis gehören zu den reichsten Menschen dieser Welt. Ihr Reichtum ist so immens, dass ihre Arbeit in der Neu-Investition ihrer Milliarden besteht, sie sind regelrechte „Ein-Mann-Banken“.

Einer der Männer ist Scheich Hani Yamani, der Sohn des ehemaligen saudischen Ölministers Ahmed Zaki Yamani, der später ganz privat im Ölgeschäft reich wurde. Hani Yamani studierte in Oxford, er ist ein „liberaler“ Geschäftsmann, einer der wenigen, die sich auch schon einmal mit Forderungen nach Privatisierung, Reformen im Bildungswesen und Eindämmung der Korruption in die Politik Saudi-Arabiens einmischen.

Zu Jahresbeginn machte der 45-jährige den Essener Zollverein als mögliches Investitionsobjekt aus. Die landeseigene Projekt Ruhr, die nach Investoren Ausschau hält, hatte den Kontakt hergestellt. Den Scheich interessierte ein 20.000 Quadratmeter großes Grundstück in der „Design-Stadt“, die auf dem Areal des Zollvereins entsteht. Hier plante er, für rund 40 Millionen Euro Gewerbe, Wohnhäuser und ein exklusives Hotel entstehen zu lassen. In Essen wurde man hellhörig. Eine Delegation, der auch Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger (CDU) angehörte, reiste im Juni in die Hafenstadt Jeddah am Roten Meer, die als Sitz des Magnaten gilt. Dort sicherte sich Yamani per Optionsvertrag „sein“ Stück vom Weltkulturerbe.

Aber in trockenen Tüchern istder Deal damit noch lange nicht. Daher galt es gestern, vor Ort Überzeugungsarbeit zu leisten. Eigens zur Besichtigung des Areals hatte der Scheich die Reise nach Essen angetreten. Und er kam nicht allein. Anscheinend hatte die Aussicht, in Europa in ein Weltkulturerbe investieren zu können, seinen langjährigen Freund und Geschäftspartner, den Prinz Abdullah bin Turki Al-Saud, dazu bewegt, ihn zu begleiten. Ein kleiner zwangloser Einkaufbummel unter Freunden also. Seine Hoheit gehört einer der einflussreichsten Königsfamilien der Welt an, der Dynastie der Saud. In ihr wimmelt es nur so vor „Ein-Mann-Banken“.

Dementsprechend musste der Aufenthalt der Gäste gebührend gestaltet werden. Nach der morgendlichen Ankunft starteten die Saudis von Mülheim aus zu einem Helikopterrundflug über das Ruhrgebiet. Nach der Landung auf dem alten Kohlelagerplatz in Essen ging es dann per Grubenfahrt unter die Erde. Vielleicht nutzte seine Hoheit die Gelegenheit, zwischen Himmel und Erde nach weiteren lukrativen Investitionsobjekten Ausschau zu halten, bevor das dem Scheich zugedachte Grundstück begutachtet wurde. Und da auch die Superreichen von viel frischer Luft hungrig werden, zogen sich die Freunde anschliessend zu einem intimen Mittagessen in die erste Etage der Zollvereinsschool zurück. Nach Gänseleberpastete, Hummersuppe und Avocado-Eis mit petitfour ging es gestärkt zurück an die Arbeit, bevor die beiden Gäste am Nachmittag die Heimreise antraten. Ob Yamani nun allerdings tatsächlich von seinem mit der LEG geschlossenen Optionsvertrag Gebrauch macht, ist weiterhin unklar. „Die Anreise verstehe ich jedoch als eine Art Zusage“, sagte Hans-Ludwig Brauser, Geschaftsführer der Projekt-Ruhr. Ob sein Freund, seine Hoheit, in das Geschäft einsteigen möchte, bleibt vorerst einmal im Dunkel.

SIMON KARSTEN