Vom Ersten Weltkrieg bis zur Krim-Krise

Ausstellung „Man spricht vom Krieg“ zeigt eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit einhundert Jahren Krieg von KünstlerInnen aus Tschechien, Bosnien-Herzegowina, Österreich und Deutschland

„Wir liefern kein Gesamtbild, sondern zeigen ausgewählte Fragmente“

Volkert Ohm, Forum „Gedenken Erster Weltkrieg“

Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Bremer Forums „Gedenken Erster Weltkrieg“ eröffnet am heutigen Freitag die Ausstellung „Man spricht von Krieg“. Sie wurde vor zwei Jahren von der KünstlerInnen-Initiative Bremen-Böhmen initiiert und zeigt bis zum 13. April Werke von zwölf KünstlerInnen aus Bremen, Berlin und Tschechien. Bundesweit ist die Ausstellung im Atelierhaus Friesenstraße und in der Galerie am Schwarzen Meer die einzige Annäherung an den Ersten Weltkrieg mit ausschließlich zeitgenössischen Arbeiten.

Die Ausstellung zeigt Schattenrisse von Kriegsmaschinerie und fein gemalte Wappen, Tiere und Menschen, abstrakte Kollagen und Installationen. Prag, Benesov, Wien, Sarajevo, Berlin: Auf diesen weiteren Stationen der Wanderausstellung, die vom Ersten Weltkrieg besonders betroffen waren, werden weitere Werke von anderen KünstlerInnen dazustoßen, darunter auch zwei ehemalige bosnische Soldaten.

Ein Bild von Tilman Rothermel funktioniert über vielfache Überdeckungstechniken. „Wir spannen einen Bogen von der Militarisierung der Gesellschaft im Ersten Weltkrieg bis heute. In meiner Arbeit habe ich sogar bereits die Krim-Krise verarbeitet“, so Rothermel. Volkert Ohm vom Forum „Gedenken Erster Weltkrieg“ ergänzt, dass die Ausstellung auch ein Medium sei, das doppelte Trauma seiner Eltern- und Großelterngeneration aufzuarbeiten: „Wir sehen nicht nur die Gräuel von damals, sondern denken die Folgen des Kriegs bis heute mit. Es geht auch um biographische Aufarbeitung.“

Der Bremer Maler Dolf Bissinger sagt: „Die Medien überschwemmen uns mit Literatur und dokumentarischen Bildern zum Ersten Weltkrieg.“ Da der historische Hintergrund bei den deutschen KünstlerInnen viel präsenter sei als bei den tschechischen „unterscheidet sich der künstlerische Blick zu den Werken der TschechInnen merklich“, so Bissinger. Adam Hoffmeister, tschechischer Galerist und Künstler bestätigt das: „Es ist bizarr, dass tschechische Soldaten sowohl aufseiten der Monarchie, als auch für die Befreiung kämpfen mussten. Die aus dem Weltkrieg resultierende Unabhängigkeit ist für die Tschechische Republik dennoch etwas Besonderes.“

Seit Beginn des Ersten Weltkriegs sind 100 Jahre vergangen; 69 Jahre seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Dennoch ist Krieg in Europa noch immer präsent. Die Ausstellung „Man spricht vom Krieg“ beweist das, jedoch: „Wir liefern kein Gesamtbild, sondern zeigen individuell ausgewählte Fragmente“, so Volkert Ohm.  KFZ

Vernissage: 18 Uhr im Atelierhaus Friesenstraße, 20.30 Uhr in der Galerie am Schwarzen Meer