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Archiv-Artikel

Der einsame Mahner

Ein Kempener Ratsherr fordert einen Abschiebestopp für Tamilen – und klagt über mangelnde Unterstützung

Jeyaratnam Caniceus ist ein Einzelkämpfer – notgedrungen. Mit seinem Einsatz für einen Abschiebestopp für tamilische Flüchtlinge steht der grüne Kempener Ratsherr allein auf weiter Flur. „Es ist doch bekannt, dass in Sri Lanka Bürgerkrieg ist“, echauffiert sich der 40-Jährige. Der einzige Parlamentarier tamilischer Herkunft in NRW fordert die Landesregierung dazu auf, sich auf der Innenministerkonferenz (IMK) im November für eine Aussetzung der Abschiebungen stark zu machen.

Caniceus weiß genau, wovon er spricht: Im Alter von 19 Jahren flüchtete er aus dem seit Jahrzehnten von Bürgerkrieg geplagten Sri Lanka nach Deutschland. Eine Rückkehr in die alte Heimat kommt für ihn nicht in Frage: Nach einem vierjährigen Waffenstillstand wird seit sechs Wochen der ethnische Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen wieder blutig ausgetragen. Tamilische Rebellen kämpfen gegen Regierungstruppen, 50.000 Tamilen sind zurzeit auf der Flucht.

Sorgen macht sich Caniceus um die etwa 20.000 tamilischen Flüchtlinge, die zum großen Teil in NRW nur geduldet sind und auch in Bürgerkriegszeiten von Abschiebung bedroht sind. Deshalb weiß er es zu schätzen, dass er und seine Familie seit 2001 einen deutschen Pass besitzen. Ungefähr zu dieser Zeit fing er auch an, sich neben seiner Arbeit als Elektromeister politisch zu engagieren: „Ich habe mir die Grünen ausgesucht, weil die sich für Migranten eingesetzt haben.“ Anfangs fühlte er als einziger Dunkelhäutiger im Ortsverband sehr genau beäugt. Nach langjährigem Engagement als sachkundiger Bürger ist er bei der Kommunalwahl 2004 auf Listenplatz vier gesetzt worden – und gelangte so in den Stadtrat.

In puncto Abschiebestopp ist der grüne Ratsherr auch von Politikern seiner Partei enttäuscht. „Die Grünen im Kreistag Viersen reden das Problem klein, weil es hier anscheinend keinen Fall gibt.“ Das sei nicht wahr, weiß Caniceus: „Erst vor drei Wochen ist hier ein Tamile beim Einkaufen verhaftet und direkt abgeschoben worden.“

Tamilen seien in Deutschland schlecht organisiert, begründet der grüne Ratsherr die fehlende Öffentlichkeitsarbeit seiner Landsleute. Warum sich kein Politiker für die Tamilen einsetzt? „Es gibt dort kein Öl und keine Bodenschätze“, lautet Caniceus‘ nüchterne Analyse. Trotzdem will er versuchen, die Tamilen in NRW zum Protest zu bewegen – um endlich Mitstreiter zu finden. NATALIE WIESMANN