: berliner szenen Der Buchsbaum
Fehlkäufe
Es war keine wirklich gute Idee gewesen, diese zwei Buchsbaumheckenpflanzen auf dem Türkenmarkt zu kaufen. Ich hatte sie ganz automatisch gekauft, wohl weil sie mich an meine Kindheit erinnerte. Einen Moment hatte ich gezögert, als der Händler die eine Buchsbaumpflanze nahm und sie in eine Plastiktüte steckte, während er gleichzeitig das Preis-Leistungs-Verhältnis rühmte. Ich hatte den Kaufvorgang jedoch nicht unterbrochen, obgleich mir klar gewesen war, dass ich mit der Pflanze letztlich doch nichts anfangen könne. Dass ich sie wie ein ungeliebtes Möbelstück doch nur lieblos von hier nach da tragen würde, dass sie schließlich in einer Ecke, in der sie nicht störte, enden würde.
Schon als ich sie kaufte, war mir eigentlich klar, dass die diffuse Vorstellung, die mich zum Kauf trieb, völlig blödsinnig war. Ich hatte von einer Art Buchsbaumhecke im Blumenkasten vor dem Fenster geträumt, die langsam, aber stetig wachsen und mir den Blick auf dies hässliche Haus auf der anderen Seite der Straße ersparen würde. Der Wunsch war gewesen, beim Schreiben manchmal auf die vielen schönen Sonnenstrahlen gucken zu können, wie sie durch diese supersinnvolle Hecke fallen würden. So konkret war die Vorstellung natürlich nicht, eher eine verkitschte Ahnungsandeutung, die die tatsächlichen Gegebenheiten nicht berücksichtigte.
In Wirklichkeit war es dann so, dass ich eine der Pflanzen in den Blumenkasten setzte, sie nach zwei Wochen wieder herausnahm, um sie durch eine buntere zu ersetzen. Irgendwo stellte ich die eine hin, die andere dorthin und danach kam die Nachricht, dass das Haus eingerüstet werden würde, was einem Todesurteil für all meine Pflanzen gleichkam. DETLEF KUHLBRODT