piwik no script img

Archiv-Artikel

Vorurteile gegen Skinheadkult

betr.: „Den Nazis jede Chance“, taz-Titelfoto vom 12. 9. 06

Ich bin 19 Jahre alt und eher links. Da ich ab und zu ehrenamtlich Jugendarbeit leiste, habe ich Kontakt zu Mitgliedern verschiedenster Subkulturen. Darunter auch Anhängern des Skinhead-Kultes. Ihr Titelbild suggeriert, indem es die Fuß- und ein Teil der Beinbekleidung eines Skinheads zeigt, dass diese Subkultur in ihrer Gesamtheit rechtsradikal eingestellt sei. Dies ist aber nicht der Fall.

Der Skinheadkult entstand Ende der 60er-Jahre, als sich englische Arbeiterkinder und -jugendliche auf die Tugenden der alten Arbeitersiedlungen besannen (Zusammenhalt, ein idealisiertes Arbeiterleben incl. der Kleidung). Diese Jugendlichen trafen schon bald auf Kinder jamaikanischer Einwanderer, die die heute zum Kult gehörenden Musikrichtungen Ska und Reggae begründet haben. Sicherlich gab es Politisierungen in sowohl linke als auch rechte Milieus. Die Mehrheit der Skinheads bezeichnet sich aber heute als „unpolitisch“. Sehr zu empfehlen ist hier das Buch „Die Skinheads – Mythos und Realität“ mit fundierten Studien zu den Einstellungen heutiger Skinheads. Durch Titelseiten wie die der taz fördern Sie Vorurteile gegenüber einer Subkultur (und damit auch Minderheit), von der man in Sachen Zusammenhalt und Verantwortung füreinander durchaus etwas lernen könnte. DANIEL MARKOW, Neustadt