Trippelschritte im Schneckenrennen

NULLNUMMER St. Pauli enttäuscht beim Spiel gegen Ingolstadt, verliert im Abstiegskampf aber kaum Boden

Ohne eine einzige klare Torchance herausgespielt zu haben, verabschiedete sich der FC St. Pauli am Samstag nach neunzig Minuten gegen Ingolstadt vom nach dem Winter kaum noch grünen Rasen. Dabei hatten die Hamburger Glück, dass die bayerischen Gäste sich ihrem Niveau anpassten und keine Tore schossen. Da aber fast alle Konkurrenten im Aufstiegskampf ebenfalls nur ein Pünktchen holten, verlor der FC im Schneckenrennen um die Aufstiegsplätze dennoch keinen Boden.

Bei der anschließenden Spielanalyse beschrieben die Spieler und Trainer Roland Vrabec zutreffend, dass die Mannschaft „nicht in die Zweikämpfe gekommen“ sei und eine „erschreckend hohe Fehlpassquote“ an den Tag gelegt hatte. „Wir haben defensiv keinen Zugriff bekommen und sind dem Gegner nur hinterhergelaufen“, klagte Vrabec.

Woran aber diese Mängel lagen, darauf gab es keine Antwort. Vrabec startete mit der besten Bank der Liga. Stammkräfte wie Christopher Buchtmann, Florian Kringe, Marc Rzatkowski oder Jan-Philipp Kalla blieben erst mal zum Zuschauen verdammt, während die Nachwuchsabteilung um Michael Gregoritsch, Philipp Ziereis und Sebastian Maier sich auf dem Platz versuchen durften. Zudem hatte Vrabec den etatmäßigen Außenverteidiger Halstenberg als defensiven Mittelfeldmann eingesetzt.

Das Ergebnis der Wundertüten-Aufstellung: Die Youngstars gaben dem Spiel keine Impulse, das immer wieder neu zusammengestellte Team wirkte nicht eingespielt. War nach Michael Frontzecks Ablösung als Trainer in den ersten Spielen unter Vrabec schnell eine deutliche Handschrift des neuen Coachs auf dem Spielfeld sichtbar geworden, so fehlte sie in dieser Partie ganz. Stattdessen attakierten Vrabec und seine Spieler Schiedsrichterin Bibliana Steinhauser und auch die Zuschauer, aus deren Reihen nach Spielende zum ersten Mal einzelne Pfiffe zu vernehmen waren. Während Vrabec für die Unmutsäußerungen des Publikums „kein Verständnis“ aufbrachte, war für Abwehrmann Sören Gonther „das nicht gepfiffene Foul gegen Fin Bartels“ die spielentscheidende Szene.

Tatsächlich hatte die Schiedsrichterin eine Attacke gegen den agilen Mittelfeldspieler im Strafraum übersehen. „Hätten wir den Elfmeter gekriegt, hätten wir den rein gehauen und dieses Drecksspiel gewonnen“, sagte Gonther und bemühte indes den Konjunktiv. Dabei unterschug er, wie viel Glück sein Team bereits hatte, als nach einer Ingolstedter Ecke ein strammer Schuss von Collin Quaner nur die Unterkante der Latte nicht aber das Tor traf. Das war die einzige klare Torchance des gesamten Spiels.

Für den FC St. Pauli folgt nun die Woche der Wahrheit: Am morgigen Dienstag muss das Team zum Tabellendritten SC Paderborn reisen, bevor am Freitag der Tabellenzweite Greuther Fürth zu Gast in Hamburg ist. Mindestens eine dieser beiden Mannschaften müssten die Kiezkicker noch abfangen, wollen sie noch am Bundesliga-Aufstieg schnuppern. Mit einer Leistung wie bei der Partie am Samstag ein schier aussichtsloses Unterfangen.  MAC