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Archiv-Artikel

Burger oder Käsebrot?

AUSLANDSSEMESTER Die Studienbedingungen in den USA sind zwar sehr gut. Kosten und Bürokratie schrecken deutsche Studierende aber ab. Hochschulen anderer europäischer Länder hingegen werden attraktiver

Seit Einführung des Bachelor werden die Studienaufenthalte im Ausland kürzer

VON MARTIN KALUZA

Super Ausstattung, keine überlaufenen Hörsäle, Professoren, die immer für ihre Studenten ansprechbar sind, Lehre und Forschung auf der Höhe der Zeit – das ungefähr zählen Studierende mit leuchtenden Augen auf, wenn sie von einem Austauschjahr an einer amerikanischen Uni berichten. Rund 10.000 Deutsche gingen im letzten Jahr zum Studieren in die USA. Während die Staaten allerdings vor zehn Jahren noch das wichtigste Zielland waren, laufen ihnen inzwischen europäische Destinationen den Rang ab.

Um es genauer zu sagen: Die USA stehen derzeit an fünfter Stelle der Länder, hinter den Niederlanden, Österreich, Großbritannien und der Schweiz. Insgesamt steigt die Zahl der Deutschen, die es zum Studium ins Ausland zieht, seit Jahren stetig an. Seit 1997 hat sie sich von 44.000 auf über 90.000 mehr als verdoppelt.

Bei der deutsch-amerikanischen Austauschorganisation Fulbright Kommission sieht man die Entwicklung recht entspannt. „Für Wissenschaftler waren die USA in den letzten vier oder fünf Jahrzehnten immer das ‚gelobte Land‘ “, sagt Rolf Hoffmann, Leiter der Fulbright Kommission. Im letzten Jahr sind nach Angaben des amerikanischen Institute of International Education (IIE) 9 Prozent mehr Deutsche an US-Unis gegangen als im Vorjahr. Dass es nicht noch mehr waren, führt Hoffmann auf verschiedene Gründe zurück. Zum einen seien für deutsche Studierende englischsprachige Studiengänge grundsätzlich interessant, und die gäbe es eben nicht nur in den Staaten, sondern auch in Großbritannien, Dänemark oder den Niederlanden. „Zum anderen haben wir es möglicherweise mit einem hausgemachten Problem zu tun.

Die Visa-Modalitäten sind in den USA nicht so einfach wie innerhalb Europas,“ sagt Hoffmann. „Ein Hemmnis sind sicherlich die hohen Studiengebühren in den USA“, sagt Gabriele Knieps, Referatsleiterin beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Während die Kosten für ein Studium in den USA jährlich im Schnitt um 7 Prozent steigen, ist das Studium in Europa viel preiswerter. Um das abzufedern, hat der DAAD Kooperationsvereinbarungen mit 50 amerikanischen Universitäten geschlossen, die den Austauschstudenten Studiengebühren im Wert von 1,5 Millionen Euro erlassen.

„Darüber hinaus hat eine Reihe von deutschen Universitäten einzelne Vereinbarungen mit amerikanischen Partnerunis, ebenfalls die Gebühren zu erlassen“, sagt Knieps. „Die amerikanischen Universitäten wollen gute Bewerber aus Deutschland anziehen.“

Besonders beliebt sind amerikanische Universitäten vor allem bei Deutschen, die eine wissenschaftliche Karriere einschlagen wollen. Beim DAAD sehe man an den Bewerberzahlen, dass das Interesse am Doktorandenprogramm gestiegen sei. Für viele Nachwuchswissenschaftler ist ein USA-Aufenthalt nach wie vor der erste Schritt auf den internationalen Forschungsmarkt.

Dass gleichzeitig holländische Universitäten in den letzten Jahren einen geradezu magnetischen Sog auf die Deutsche ausüben, ist kein Zufall. In Maastricht, wo allein im letzten Jahr über 4.000 Deutsche eingeschrieben waren, werden alle Master und fast alle Bachelor-Studiengänge in Englisch angeboten. Firmen wie Edu-Con oder border concepts betreiben im Auftrag niederländischer Unis in Deutschland ein systematisches Marketing, um Bewerber aufzutun. Im letzten Winter waren erstmals über 20.000 Deutsche in den Niederlanden eingeschrieben. Für die Universitäten rechnen sich internationale Studenten – sie erheben Studiengebühren, allerdings deutlich geringere als US-Unis.

In vielen europäischen Ländern haben die Universitäten die Umstellung auf Bachelor und Master zum Vorteil der Studenten hinbekommen und sind deutlich unbürokratischer als in Deutschland. In den Niederlanden etwa bekommt jeder Bachelor-Student auch einen Platz im Masterstudium. In Deutschland hingegen ist der Zugang oftmals durch Quoten beschränkt. Und in Budapest hat sich mit der Semmelweis-Universität eine Hochschule darauf spezialisiert, zahlungskräftigen Deutschen, die an den strengen NCs scheitern, gegen eine Jahresgebühr von 11.000 Euro ein Medizinstudium in ihrer Muttersprache zu ermöglichen.

Insgesamt beobachten die Austauschorganisationen einen Trend, der unabhängig vom Zielland ist: Seit Einführung des Bachelor gehen deutsche Studenten seltener für ein ganzes Jahr ins Ausland, sondern nur noch für ein Semester oder kürzere Aufenthalte.

■ Organisationen für den USA- Austausch: www.daad.de und www.fulbright.de