: Papst Urban II. erfand den Dschihad
betr.: „Der Papst empört Muslime“
Der Papst zitiert in der Vorlesung solche Worte des Kaisers Manuel II. über den Propheten Muhammed, die sehr beleidigend und verletzend sind. Dieses Zitat war völlig unnötig und war nicht gerade dienlich, Verständigung und Dialog zwischen den Religionen zu fördern. Diese Aussage ist dazu nicht geeignet. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass Benedikt XVI. damit eher Öl ins Feuer gießt.
Der Papst erwähnt, dass der Vers des Koran: „Es gibt keinen Zwang im Glauben“ (2:256), aus einer Zeit stammt, als der Prophet machtlos gewesen sei. Jedoch ist die ganze zweite Sure, in der dieser Vers vorkommt, in Medina offenbart worden. Hier war der Prophet keineswegs machtlos, sondern Herrscher von Medina, dessen Autorität von allen Stämmen aufgrund eines Vertrages anerkannt wurde.
Der zweite Fehler ist, dass der an sich hoch gebildete Papst das Wort Dschihad mit „heiliger Krieg“ übersetzt. Er scheint völlig vergessen zu haben, dass der Begriff „heiliger Krieg“ durch einen seiner Amtsvorgänger aus dem 11. Jahrhundert, Papst Urban II., geprägt wurde. Dieser wollte damit die Massen dazu antreiben, sich auf den Weg ins Heilige Land zu begeben, um dort die „ungläubigen“ Muslime zu bekämpfen und das Heilige Land zu befreien.
Verwunderlich ist auch, dass der Papst die Verbreitung des Glaubens durch Gewalt mit dem Islam in Verbindung bringt und sich dabei nicht mehr daran erinnert, dass im Namen des Katholizismus weltweit gewaltsame Christianisierungen durchgeführt wurden. Als Beispiel sei nur die Zwangsbekehrung von Muslimen und Juden während der Reconquista in Spanien im 15. Jahrhundert erwähnt.
Für Benedikt XVI. ist es anscheinend ein großes Anliegen, zu beweisen, dass zwischen Glauben und Vernunft kein Widerspruch besteht. Dabei nimmt er Bezug auf einen islamischen Gelehrten aus dem Mittelalter, der gesagt haben soll, dass Gott im Islam an Vernunft nicht gebunden sei. Dieser zitierte Gelehrte namens Ibn Hazm besitzt für islamische Theologie und Philosophie keine zentrale Autorität. Die Hauptquellen des Islams – Koran und Hadith – lassen diese Aussage nicht zu. Vielmehr wird Gott im Quran an sechs Stellen als al-Hakim (der Weise) erwähnt, was ausreicht, um die oben zitierte Aussage zu entkräften (siehe Koran 2:129, 2:260, 31:27, 46:2, 57:1, 66:2).
MUHAMMAD ILYAS, Frankfurt am Main