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Archiv-Artikel

Bahn treibt Geld von Kartellsündern ein

Verkehr Hohe Schäden durch Preisabsprachen der Lieferanten. Fernbusse schmälern Umsätze

BERLIN dpa | Unerlaubte Preisabsprachen von Lieferanten haben die Bahn mit enormen Summen belastet. In den vergangenen fünf bis sieben Jahren sei das bundeseigene Mobilitätsunternehmen um vermutlich mehr als eine Milliarde Euro betrogen worden, sagte Bahnvorstand Gerd Becht der Süddeutschen Zeitung. Ob bei dem Bezug von Schienen, Kaffee oder Karbonbürsten – die Bahn sieht sich von einer großen Zahl von Kartellen betroffen.

„Wir wollen jeden Euro eintreiben, der uns und auch den Steuerzahlern zusteht“, sagte Becht. Derzeit klagt das Staatsunternehmen schon unter anderem gegen einige Stahlunternehmen wegen eines Schienenkartells oder auch gegen Kaffeelieferanten. Wie es in der Zeitung weiter heißt, wird das Unternehmen demnächst Klagen gegen mehrere Brauereien einreichen wegen eines Bierkartells. Die Bahn zählt hierzulande zu den größten Einkäufern.

„Wir sind direkt oder indirekt von fast jedem dritten Kartell betroffen, das in Deutschland aufgedeckt wird“, sagte Becht. Inzwischen verpflichte die Bahn Lieferanten vertraglich zu 15 Prozent Schadenersatz für den Fall, dass das Unternehmen in ein Kartell verstrickt ist.

Die Bahn kauft von rund 40.000 Lieferanten jährlich für mehr als 20 Milliarden Euro nicht nur Züge und Gleise, sondern auch Kleidung, Essen, Getränke und Möbel.

Unterdessen spürt die Bahn die Konkurrenz durch Fernbusse deutlich. Die Bahn rechnet damit, dass ihr 2013 Fahrgeldeinnahmen in Höhe von 40 Millionen Euro entgingen, weil Bahnkunden auf den Bus umstiegen, wie Konzernbetriebsratschef Jens Schwarz sagte. Ein Drittel des Fernbus-Jahresumsatzes von rund 120 Millionen Euro komme von Kunden, die sonst mit dem Zug gefahren wären. Die Zahl sei um die eigenen Fernbus-Einnahmen der Bahn bereinigt.