: In der Reihe getanzt
HOT LIST Unabhängige Verlage zeichnen Ulrike Almut Sandig aus
Um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, hielten die Verlage auf der Buchmesse wie immer Papiertüten, Sticker, Kugelschreiber, Feuerzeuge und anderen bedruckten Tinnef bereit. Die unabhängigen Verlage machten das, so weit das Budget reicht, auch. Viele von ihnen sind aber außerdem unter dem Dach der Konrad-Wolff-Stiftung vereint, die die kleinen, unabhängigen Verlage unterstützt. Auch dieses Jahr initiierte die Stiftung am Frankfurter Buchmessendonnerstag wieder die Happy Hour „Wir tanzen aus der Reihe“. Überall in den Gängen F und G in Halle 4.1 wurden Wein- und Sektflaschen geöffnet. Derart angelockt, bildeten sich rund um die Leseinsel und den ein oder anderen Verlagsstand kleine Menschengruppen. Das Ganze sah auch nicht wesentlich anders aus als, sagen wir, bei Suhrkamp. Wein und Sekt waren manchmal sogar besser.
Dieses Jahr nun wurde außerdem zum zweiten Mal der Preis der Hot List vergeben. 110 unabhängige Verlage hatten einen Buchtitel für diese alternativ zur Shortlist des Deutschen Buchpreises ins Leben gerufene Hot List vorgeschlagen. Aus diesen wurden 15 Titel ausgewählt, 8 davon von einer Jury, 7 über eine öffentliche Abstimmung im Internet. Die Jury wurde von der Zeitschrift Buchmarkt berufen, den Vorsitz hatte die Kölner Autorin und Kritikerin Traudl Bünger inne. Die Preisverleihung fand am Freitagabend im Rahmen des Festes der jungen Verlage in der Alten Diamantenbörse statt, und Ulrike Almut Sandig bekam die 5.000 Euro Preisgeld für ihren Erzählband „Flamingos“, der im Schöffling Verlag erschienen ist.
Aus der Reihe getanzt ist die Jury mit dieser Entscheidung allerdings nicht so sehr. Die in Sachsen aufgewachsene Autorin ist Absolventin des Leipziger Literaturinstituts. Weiter aufgefallen oder gar aus der Reihe gefallen ist auch die Party der jungen Verlage nicht. Ist ja auch nicht weiter schlimm, ist ja alles bloß eine völlig legitime und wirklich nette Werbe-Idee mit der Hot List der Independents und der Vereinigung der unabhängigen Verlage. Aber ein bisschen kalt lässt einen die Werbesendung mittlerweile schon. Dem Ruf der Hot List und der unabhängigen Verlage täte es sicher ganz gut, ein bisschen Feuer nachzulegen, um dem Literaturbetrieb mal kräftig einzuheizen. DORIS AKRAP