portrait
: Der Kompressorkapitalist

Richard Branson wird häufig gefragt, wie man es denn zum Millionär bringt. Häufig antwortet er dann kokett, man müsse nur Milliardär sein und sich dann eine Fluggesellschaft zulegen – was schon viel verrät über das Selbstverständnis des erfahrenen Sanierers und schillernden Unternehmers.

Als Chef des weitverzeigten Virgin-Konzerns gebietet der vollbärtige 57-Jährige über ein Firmenreich, in dem die Sonne niemals untergeht und in dem es selten langweilig wird. Eine solche märchenhafte Machtfülle kennt man ansonsten nur von Bond-Bösewichten aus dem Kino – mit dem Unterschied, dass Branson zu den Guten gehören will. Wenn überhaupt einer Privatperson zuzutrauen ist, rund 3 Milliarden Dollar in den Klimaschutz zu investieren, dann ihm.

Angeblich hat ihn der ehemalige US-Vizepräsident und Umwelt-Aktivist Al Gore darum gebeten. Branson ließ sich nicht zweimal bitten: Am Donnerstag verkündete er auf der Konferenz „Clinton Global Initiative“ in New York, er werde mit den Gewinnen aus Beteiligungen an Transportunternehmen Projekte zur Reduzierung von Treibhausgasen fördern.

Er sei einfach überzeugt, dass „die gesamte Wirtschaft, vor allem Firmen im Transport- und Energiesektor, und ganz besonders solche, die mit fossiler Energie wie Kohle arbeiten“, bei der Entwicklung umweltfreundlicher Unternehmensstrategien „an vorderster Front“ stehen sollten.

Solche Anwandlungen ihres Chefs sind den etwa 25.000 Virgin-Angestellten spätestens seit 2003 vertraut, als Branson den Beschäftigten eine Karibik-Insel spendierte und in ein Paradies des sanften Tourismus verwandeln ließ.

Womöglich ist er aber auch nur auf Rekordjagd im Heißluftballon schon so oft um die Erde geflogen, dass er sie nun zur Abwechslung mal retten will: Sein Konzern werde alle „Dividenden, Kapitalisierungen und Aktienverkäufe“ seiner Transportgeschäfte dafür verwenden, die verheerenden Folgen dieser boomenden Transportgeschäfte einzudämmen.

Schon jetzt setze er nur neueste Flugzeuge ein, benutze Recyclingpapier und schenke in den Büros nur fair gehandelten Kaffee ein, denn: „Wenn es gut für Marketing ist, ist das in Ordnung“, vor allem dann, wenn man sich ein solches Marketing leisten kann: Allein im vergangenen Jahr haben die rund 250 Firmen der Virgin Group insgesamt etwa zehn Milliarden US-Dollar umgesetzt.

Wie man nun wirklich Millionär wird? Nun, Branson wurde es schon 1973, indem bei seiner kleinen Plattenfirmenklitsche namens Virgin das Debüt eines unbekannten Musikers veröffentlichte, das zum Welterfolg werden sollte: „Tubular Bells“ von Mike Oldfield. ARNO FRANK