: Böse Erinnerungen werden wach
betr.: „Humanitäre Tradition ade“, taz vom 25. 9. 06
Die Festung Europa, eine humane Horrorvorstellung, nimmt immer deutlichere Konturen an. Die Schweizer Verschärfung des Asylrechts bedeutet die Abschaffung des politischen Asyls. Es trifft exakt diejenigen, für die dieses Recht lebensnotwendig sein kann. Böse Erinnerungen werden wach, denn schließlich war es die Schweiz, die zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Grenzen dicht gemacht hat, auch für Flüchtlinge, die sich nicht „ordnungsgemäß“ ausweisen konnten. Darunter Menschen, die der Nazi-Mordmaschinerie noch entkommen konnten, um dann doch noch in Auschwitz zu landen.
Die Schweizer haben das damalige Wegschauen nun nachträglich sanktioniert. Es bleibt zu hoffen, dass das „Beispiel“ Schweiz in Europa nicht zum Vorbild wird, obwohl eine gewisse Tendenz zu den Schweizer Verhältnissen unverkennbar ist. Wenn die reiche Schweiz unbedingt ihre Grenzen dicht machen will, sollte das mit den Finanzgrenzen geschehen. Denn dazu ist sich die Schweiz nicht zu schade, das schmutzige Geld ausländischer Krimineller, darunter ehemalige Staatschefs, Tyrannen und Menschenrechtsverletzter, „ordnungsgemäß“ zu verwalten. KLAUS ZINNER, Bochum
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