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LARS PENNING
Exzess und Opulenz“ lautet das leicht missverständliche Motto der Magical History Tour im Arsenal in diesem Monat. Natürlich klingt Exzess auch immer nach Selbstzweck, was hier aber offenbar nicht gemeint ist und auf die Auswahl der Filme auch nicht zutrifft. Zu Letzterer gehört auch Michael Ciminos Spätwesternepos „Heaven’s Gate“ (1980), das die seinerzeit exorbitante Summe von 40 Millionen Dollar kostete und die traditionsreiche Verleih- und Produktionsgesellschaft United Artists ruinierte. Insofern war tatsächlich etwas aus dem Ruder gelaufen, denn die Kosten waren nicht zuletzt der enormen Detailversessenheit des Regisseurs geschuldet. Doch materieller Aufwand ist bei Cimino kein Bombast, sondern Naturalismus: eine Folie, vor der sich die Charaktere langsam entfalten können. „Heaven’s Gate“ erzählt von einer Auseinandersetzung in Wyoming zu Beginn der 1890er Jahre zwischen angelsächsischen Großgrundbesitzern und vornehmlich aus Osteuropa stammenden Neuankömmlingen, denen die Regierung dort kleine Landparzellen zugewiesen hatte. Mittendrin zwei Männer, die eine seltsame Freundschaft verbindet: Marshal James Averill, ein privilegierter Mann, der sich auf die Seite der armen Immigranten schlägt, und Nate Champion, der Revolverheld der Viehzüchter, ein gesellschaftlicher Aufsteiger. Die Geschichte, eine drastische Entmystifizierung der Illusion vom freien Land des Westens, folgt ihren Figuren allerdings nur auf großen Umwegen – wichtiger noch ist die Darstellung der Alltagskultur des amerikanischen Westen in naturalistischem Detailreichtum. (OF, 5. 4., Arsenal)
Eine andere Art von Realismus bietet der Animationsfilm „Epic – Verborgenes Königreich“ von Regisseur Chris Wedge, der vom andauernden Kreislauf der Natur erzählt, die hier als martialische Auseinandersetzung zwischen zwei Miniaturvölkern dargestellt wird: Während die Guten für das Grün und das Erblühen sorgen, fühlen sich die Bösen nur mit Verfall und Dunkelheit wohl. Präsentiert wird der Krieg im Feenreich mit dem durchaus beeindruckenden Fotorealismus moderner Computeranimation, dem aber die lyrische Note der Walddarstellungen eines Klassikers wie „Bambi“ fehlt. (3.–9. 4., Moviemento 3; 5.–6. 4., Central 2)
1930 drehte Robert Siodmak die temporeiche Groteske „Der Mann, der seinen Mörder sucht“: Mit staubtrockenem Humor werden die vielen fehlschlagenden Versuche in Szene gesetzt, den Helden (Heinz Rühmann) ins Jenseits zu befördern – einen potenziellen Selbstmörder, der zur Ausführung des Akts einen professionellen Verbrecher engagiert hat, den Kontrakt dann aber lieber wieder rückgängig machen möchte. (4. 4., Zeughauskino)