Wo Reden Gold ist

Politik Marvin Horstmann und Philip Heider überzeugen die Jury im Landesfinale von „Jugend debattiert“ mit ihrer Rhetorik. Die Bildungssenatorin lobt allerdings auch die Schweige-Qualitäten

„Politik lebt von guten Debatten. Sie ermöglichen den Blick über den Tellerrand“

Christian Weber (SPD), Bürgerschafts-Präsident

Die Glocke läutet, die Debatte ist eröffnet – acht Schüler aus zwei Altersgruppen stellten sich beim Landesfinale des bundesweiten Schulwettbewerbs „Jugend debattiert“ aktuellen Streitfragen. Im vollen Haus der Bürgerschaft überzeugten der 13-jährige Marvin Horstmann vom Alten Gymnasium und der 17-jährige Philip Heider von der Oberschule an der Lerchenstraße mit ihrem Sachverstand und ihren rhetorischen Fähigkeiten die Jury.

Pro Debatte traten vier SchülerInnen, aufgeteilt in eine Pro- und Contra-Seite, gegeneinander an. In der ersten Altersgruppe von Klasse 8 bis 10 debattierten die Jugendlichen 24 Minuten lang über die Frage, ob Computerspiele als Lernmittel in der Schule eingesetzt werden sollen – über Kosten, Technologiesprünge und Lerneffekte. Landessieger Marvin Horstmann behauptete sich gegenüber der Konkurrenz aufgrund seiner vielschichtigen Argumentation.

In der zweiten Altersgruppe, von Klasse 11 bis 13, trug Philip Heider seine Argumente am überzeugendsten vor. Er beschäftigte sich mit der Frage, ob bei den Landtagswahlen in Bremen die Fünf-Prozent-Hürde auf drei Prozent gesenkt werden sollte. Die vier besten jungen Redner Bremens lieferten sich eine lebhafte Debatte, bei der es um die Arbeitsfähigkeit des Parlaments, Chancengleichheit und den Wählerwillen ging. Seine Argumentationstechnik machte Philip Heider zum Landessieger.

Auch einige Bürgerschafts-Abgeordnete waren erschienen, um die jungen DebütantInnen zu begutachten. Die PolitikerInnen zollten den jungen NachwuchsrednerInnen Respekt für ihre rhetorischen Leistungen und lobten den Wettbewerb: „Die Schüler lernen so das Handwerkzeug der Debattenkultur, und vor allem lernen sie zuzuhören – das ist ein wichtiger Beitrag für die Erziehung zur Demokratie“, sagte die parteilose Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt. Bürgerschafts-Präsident Christian Weber (SPD) setzt sich seit Jahren für den Wettbewerb ein: „Politik lebt von guten Debatten. Sie ermöglichen den Blick über den Tellerrand“, sagte er. Seit 2003 hat er kein Finale verpasst.

Auch die mitgereisten SchülerInnen auf den Besucherrängen hatten Spaß am Zuhören: „Wie die Redner ihre Argumente anpassen und auf ihr Gegenüber eingehen, ist sehr interessant. Ich kann noch viel von ihnen lernen“, sagte Beeke Rabber von der Humboldtschule in Bremerhaven.

Die zwei Sieger und die Zweitplatzierten des Landesfinales vertreten Bremen am 28. Juni in Berlin bei der Qualifikation zum Bundeswettbewerb. Falls sie auch dort mit ihren rhetorischen Fähigkeiten überzeugen, werden sie danach vor dem Schirmherren des Wettbewerbs, Bundespräsident Joachim Gauck, gegen die besten jungen Redner Deutschlands antreten.SABRINA HOWE