: Im Ebola-Fieber
GUINEA Die Seuche breitet sich aus. Bergleute werden nach Hause geschickt, die Grenzen geschlossen
CONAKRY rtr/afp/taz | Die Ausbreitung des Ebola-Virus in Guinea beeinträchtigt jetzt auch die Wirtschaft des bitterarmen westafrikanischen Landes. Die ausländische Bergbaufirma VBG, ein brasilianisch-israelisches Joint Venture zur Ausbeutung der gigantischen Bauxitvorkommen des Landes, hat ihre Arbeitnehmer nach Hause geschickt und die ausländischen Fachkräfte in ihre Heimatländer ausgeflogen. „Bis es genauere Informationen über die Seuche gibt“, würden diese Maßnahmen in Kraft bleiben, erklärte der brasilianische Mutterkonzern Vale.
Der Ebola-Virus war Mitte März in Guinea offiziell festgestellt worden, grassiert aber mindestens seit Januar. Nach neuesten amtlichen Angaben vom Mittwoch sind 84 Todesfälle und 134 Infektionsfälle bestätigt. Es handele sich um eine besonders gefährliche Variante des Virus, die in 90 Prozent der Fälle tödlich sei, heißt es. Es gibt dagegen weder einen Impfstoff noch eine wirksame Behandlung; einzig strikte Quarantäne für Erkrankte kann die Weiterverbreitung stoppen. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen gilt eine Ebola-Epidemie erst dann als besiegt, wenn es 42 Tage lang keine neuen Fälle gegeben hat.
Der Seuchenausbruch in Guinea ist der erste in Westafrika. Er nahm Berichten zufolge im Südosten des Landes seinen Ausgang, nahe dem Bergbaurevier, in dem sich die weltweit größten Reserven des Aluminiumerzes Bauxit befinden. Von deren Abbau ist Guinea wirtschaftlich abhängig. Eine weitere betroffene Stadt ist Guéckédou im Dreiländereck zwischen Guinea, Sierra Leone und Liberia. Mehrere Ebola-Fälle sind bereits in grenznahen Gebieten Liberias bestätigt.
Liberia, Sierra Leone und Senegal haben mittlerweile ihre Grenzen zu Guinea geschlossen, obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO diese Maßnahme nicht empfiehlt. Der senegalesische Sänger Youssou N’Dour sagte ein Konzert in Guineas Hauptstadt Conakry ab. Guineas Regierung hat den Verzehr von Fledermäusen verboten. Marokko, dessen internationaler Flughafen Casablanca ein wichtiger Knotenpunkt für Flüge von und nach Westafrika ist, hat seine Gesundheitskontrollen für Passagiere verstärkt. D.J.