Mitte wird bunt

Der neue SPD-Bürgermeister Hanke stützt sich auf PDS und FDP. Einen Clash der Ideologien sieht er nicht

Aus soziologischer Sicht ist Mitte ein Reagenzglas, in dem noch die schrägsten Lebensentwürfe lustig sprudeln können. Und auch politisch ist der Bezirk immer wieder für eine Überraschung gut. Ließ sich Noch-Bürgermeister Joachim Zeller von CDU, Grünen und FDP unter Tolerierung der PDS ins Amt wählen, sucht sich auch sein Nachfolger von der SPD ungewöhnliche Mehrheiten.

Sozialstadtrat Christian Hanke, der künftige Bezirkschef, stützt sich nämlich auf Postsozialisten auf der einen und Verfechter des freien Marktes auf der anderen Seite. Sowohl der PDS als auch der FDP kommt er dafür thematisch entgegen. Die PDS darf sich bei Bildung, Jugendhilfe, Integration und sozialer Stadt verwirklichen, die Liberalen freuen sich über vereinfachte Bauverfahren und touristische Zugeständnisse. Einen Clash der Ideologien kann Hanke nicht erkennen: „Es geht nicht um eine Vereinbarung dreier Parteien. Die SPD hat mit beiden bilaterale Gespräche geführt.“ Schlau, schlau. Beide helfen Hanke in den Chefsessel, bekommen Geschenke, müssen dann aber nur noch mit der SPD reden, nicht miteinander – so sieht eine Win-win-Situation aus.

Hanke will vor allem die soziale Stadt voranbringen. „Quartiere, in denen die Arbeitslosigkeit hoch und die Bildungschancen für Kinder schlecht sind, brauchen neue Perspektiven.“ Zum Beispiel müssten das Quartiersmanagement weiterentwickelt, ressortübergreifende Ansätze entwickelt werden, sagt Hanke. Dabei soll eine neu einzurichtende Koordinierungsstelle helfen. ULRICH SCHULTE