DIE BUNDESREGIERUNG SOLLTE SICH BEI EADS DIREKT ENGAGIEREN
: Einmal Staatsgeld – immer Staatsgeld

Theoretisch ist alles ganz klar. Betriebswirtschaftlich macht es keinen Sinn, das größte Passagierflugzeug der Welt an vielen Standorten zu bauen, riesige Flugzeugteile quer durch Europa zu transportieren und Kabel in Hamburg einzuzuziehen, die dann in Toulouse bei der Weiterverarbeitung wieder herausgenommen werden. Insofern hat die von EADS-Chef Streiff ins Spiel gebrachte Variante, in Hamburg die kleineren Modelle und in Toulouse die größeren Airbus-Maschinen zu bauen, Überzeugungskraft: Die Produktion würde klarer strukturiert und damit effizienter.

Doch das dürfte eine theoretische Überlegung bleiben. Denn Airbus war und ist immer auch ein politischer Konzern. Ohne staatliche Subventionen hätten die Europäer gar nicht erst den Konkurrenzkampf mit Boeing aufnehmen können. Ohne Steuermittel wären neue Flugzeuge wohl gar nicht erst entwickelt worden. Kurzum: Man hat sich den politischen Willen, in Europa einen Gegenpol zur US-amerikanischen Flugzeugindustrie zu errichten, viel kosten lassen. Das alles verstößt gegen die reine marktwirtschaftliche Lehre. Und es ist mit schwerwiegenden ökologischen Folgen verbunden: Für die Erweiterung der Hamburger Werft wurde ein seltenes Süßwasserwatt zugeschüttet.

Wer so weit gegangen ist, kann jetzt nur schwer zurück. Die Bundesregierung sollte es nun den politischen Führungen in Paris, Madrid und Moskau gleichtun und direkte Anteile an der Airbus-Mutter EADS erwerben. Damit würde das fragwürdige Gerangel und Gezerre bei Airbus zwar nicht aufhören. Aber wenigstens würde der deutsche Staat offen mitspielen und seine Einflussmöglichkeiten erhöhen in einem Konzern, der sein Geld nicht nur mit Passagierflugzeugen, sondern auch mit Rüstung verdient. Zugleich ließe sich die staatliche Kontrolle über die Manager verstärken, die Airbus in die Krise führten.

Die Politik muss sich solcher Möglichkeiten nicht schämen. Sie muss sie nutzen, damit Staatsgeld zum Nutzen der Bürger ausgegeben wird. Und damit Standorte, die teuer errichtet wurden, sinnvoll genutzt werden und nicht plötzlich leer stehen, weil auch Flugzeuge in China oder Russland viel billiger zu bauen sind. STEPHAN KOSCH